Dienstag, 23. Februar 2010

RAD-Gedenkstein in Mehlkehmen (Kalinino)


Am Nordrand der Rominter Heide im ehemaligen Ostpreussen liegt das Dorf Kalinino (ehem. Mehlkehmen bzw. Birkenmühle) im Rajon Nesterow in der Oblast Kaliningrad (Russland).

In Kalinino befindet sich noch heute ein recht ungewöhnlicher Zeuge aus deutscher Zeit: ein Gedenkstein des Reichsarbeitsdienstes, der hier von 1934 bis 1936 einige Straßen befestigt hat. Die Inschrift lautet: „Erbaut von der R.A.D Abt. 6/12 Mehlkehmen 1934-1936“.


Weshalb dieser Gedenkstein bis heute in der Nähe des Ortseingangs - von Lesistoe (ehem. Nassawanen) aus kommend - steht, lässt sich vielleicht nur dadurch erklären, dass seine Inschrift von der heute dort lebenden Bevölkerung nicht entziffert werden kann. So steht er noch heute unter einem alten Baum an der Dorfstraße.

Noch einige Informationen zu Mehlkehmen: der Ort gehörte von 1818 bis 1841 zum Landkreis Goldap, danach bis 1945 zum Landkreis Stallupönen in Ostpreußen und seit 1947 zum Rajon Nesterow. In der Zeit von 1938 bis 1945 trug der Ort den germanisierten Namen Birkenmühle.
Im Ort befindet sich eine im Jahre 1706 errichtete Kirche, die heute allerdings nur noch eine Ruine ist.


Quelle u.a.: „Königsberg entdecken: Zwischen Memel und frischem Haff“ von Gunnar Strunz

Die Stanczyki-Viadukte


Bei Stanczyki (ehem. Staatshausen) überspannen zwei parallele Eisenbahnbrücken ein breites Tal, in dessen Mitte der kleine Fluss Bledzianka (Blinde) fließt. Die südliche Brücke wurde 1912 bis 1914 errichtet und 1917 ergänzt, die nördliche 1918. Die Planung für die einem römischen Aquädukt ähnelnden Bauwerke stammte bereits aus dem Jahr 1908. Kriegsbedingt fand die Einweihung der von Goldap über Szittkehmen nach Gumbinnen führenden Eisenbahnstrecke aber erst am 1. Oktober 1927 statt, allerdings nur über eine der beiden Brücken - die südliche.


Mit fünf Bögen aus Stahlbeton wird eine 182 Meter lange Strecke überspannt. Die Brückenunterkante liegt 36,5 Meter über dem Niveau der Blinde. Die Brückenseiten werden von Balustraden begrenzt. Ein schmaler Gehweg führt an ihnen entlang.



Die baugleichen Viadukte ruhen auf je vier Pfeilern aus Holz und Beton. Die Pfeiler wurden aus sogenanntem Holzbeton gegossen: in den Pfeilern stecken zur Stärkung und Stabilisierung des Bauwerks massive Baumstämme. Da man der Konstruktion die erforderliche Stabilität letztlich nicht zutraute, ist über die zweite der beiden Brücken jedoch nie ein Zug gefahren. Auch war das Personenaufkommen nicht groß genug, um ein zweites Gleis zu rechtfertigen. Nach 1933 verringerte sich der Personenverkehr noch mehr, da während der Zeit des Nationalsozialismus die gesamte Rominter Heide (Puszcza Romincka) auf Befehl des Reichsjägermeisters Hermann Göring eingezäunt und für „Normalsterbliche“ zum Sperrgebiet wurde.


1945 wurde die gesamte Eisenbahnstrecke von der Sowjetunion demontiert. Die Brücken können heute besichtigt werden und befinden sich seit 2004 in Privatbesitz. Von dort oben hat man einen herrlichen Panoramablick auf die idyllische Landschaft.



Eine sehr interessante und ausführliche Internetseite zum Thema Ostpreußische Eisenbahngeschichte hat Dieter Zeigert erstellt. Hier der Link: Beiträge zur Ostpreußischen Eisenbahngeschichte


Quelle u. a. Wikipedia

Der Oberschlesische Turm in Posen

 


Man findet leider nicht mehr viele Hinweise auf dieses imposante Bauwerk in der Literatur bzw. im Internet. Ich habe jedoch folgende zeitgenössische Beschreibung entdeckt:

In würdiger und eindrucksvoller Form ist Oberschlesien auf der Ostdeutschen Ausstellung für Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft 1911 in Posen vertreten.
Schon von der Bahn aus grüßt sein Ausstellungsbau, der Turm, mit den mächtigen Umrissen, dem blinkenden Kupferdach herüber und lenkt die Blicke und wohl auch die Fragen der Reisenden auf sich. Er wird auch als guter Wegweiser zu dem allerdings kaum fünf Minuten vom Bahnhof entfernt liegenden Ausstellungsgelände dienen.
Mächtiger aber noch als die äußere Form wirkt das Innere des gewaltigen, farbenfreudigen Kuppelbaues.


Der Oberschlesische Turm in den 1940er Jahren

Auf einer Grundfläche, die ein Sechszehneck von 58 m Durchmesser bildet, erhebt sich der Turm zu einer Höhe von 52 m über Terrain. Der untere Raum besitzt eine Grundfläche von 2642 qm. Die Empore, die sich in einer Höhe von 9 m befindet und durch zwei breite, bequeme Treppen zugänglich ist, hat eine Grundfläche von 1280 qm.




In Höhe von 23 Metern befindet sich ein Innenumgang um den Turm, der durch eine Brücke mit der Wendeltreppe verbunden ist, die um den Aufzugschacht zum Turm-Restaurant führt. Dieses 34 m über Terrain gelegene Restaurant hat 30 m äußeren Durchmesser und gewährt 600 Personen angenehmen Aufenthalt. Der elektrisch betriebene Aufzug fasst 10 Personen und führt direkt vom Terrain ins Restaurant. Von diesem aus gelangt man noch auf einer bequemen eisernen Treppe, die als Nottreppe vorgesehen ist, direkt ins Freie. Für den Bau wurden ca. 1500 Tonnen Eisen von den oberschlesischen Werken geliefert.




Wohl selten hatte eine Ausstellung einen derartigen Bau zur Verfügung.
Der Oberschlesische Turm wird deshalb auch verwöhnten Ausstellungsbesuchern zu imponieren vermögen. Für Oberschlesiens Industrie ist aber dieser Turm nicht nur ein Augenblickserfolg, sondern er wird ein dauerndes Wahrzeichen der Leistungsfähigkeit der oberschlesischen Industrie bilden, da nach der Ausstellung das Restaurant durch ein Wasserbassin von 4000 cbm Inhalt ersetzt wird, um praktischen Aufgaben zu dienen: Wasserturm und Markthalle für Posen zu sein.



Es wäre [sonst wohl auch] unmöglich gewesen, diesen auf über eine halbe Million veranschlagten Bau lediglich für eine verhältnismäßig kurze Ausstellungsdauer zu errichten. Der Umstand, dass die aufblühende Stadt Posen in nächster Zeit einen neuen Wasserturm und eine Markthalle benötigt, legte den Gedanken nahe, die oberschlesische Ausstellung in einem gesonderten Räume zu veranstalten und diesen so zu gestalten, dass er später dem genannten Zwecke nutzbar gemacht werden konnte.



Die Lösung dieses Problems ist dem Direktor der Breslauer Königlichen Akademie für Kunst und Kunstgewerbe, Herrn Professor Hans Poelzig, wie der Turm zeigt, in glänzender Weise gelungen.



Obwohl erst am 15. September 1910 der erste Spatenstich erfolgt war, konnte bereits am 10. Februar 1911 das Richtfest gefeiert werden. Doch dieses Wahrzeichen Oberschlesiens in Posen gehört schon lange der Vergangenheit an, es sollte aber nicht vergessen sein.

Leider findet sich auch zum weiteren Schicksal des Turms nichts im Internet. Ich nehme aber an, dass der Turm im 2. Weltkrieg zerstört wurde.



Quelle u.a. "Hans Poelzig und der »neuzeitliche Fabrikbau« Industriebauten 1906-1934, Band I
von Hans-Stefan Bolz, Siegburg" auf http://hss.ulb.uni-bonn.de/2008/1615/

Montag, 22. Februar 2010

Die Pyramide von Rapa (Kleinangerapp)

Die Pyramide in Rapa ist ein 1811 (lt. einer anderen Quelle 1795) in dem masurischen Dorf Kleinangerapp (heute Rapa) erbautes Grab der Familie von Fahrenheid, das vom dänischen Bildhauer Bertel Thorvaldsen entworfen wurde. Die Pyramide ist 15,9 Meter hoch, die Seitenlänge beträgt 10,4 Meter. Das Grabmal steht heute unter Denkmalschutz.


Das Grabmal in Form einer Pyramide wurde von Graf Heinrich von Fahrenheid mitten im Wald errichtet. Der leidenschaftliche Sammler aller Art von Kunst befasste sich schon früh mit Ägyptologie und errichtete das Bauwerk, dem wie alle Pyramiden eine mystische Wirkung nachgesagt wird, als Begräbnisstätte nach dem Tod seiner erst dreijährigen Tochter (eine andere Quelle spricht von Baron Friedrich von Fahrenheid (1747 – 1843) als Bauherren und von seiner am 30. 12. 1811 gestorbenen dreijährigen Enkelin, die dort als erste bestattet wurde).


Man glaubt dass die Pyramide, dieses „Mausoleum in der Luschnitz“ wie sie auch genannt wird, bewusst an dem Punkt errichtet wurde, an dem sich drei Linien der sog. geomantischen Strahlung kreuzen, die einen besonders positiven Einfluss auf den menschlichen Körper haben sollen. So erklärt sich vielleicht auch der Zustand der Leichen, die, obwohl in feuchter Umgebung bestattet, noch heute teilweise mumifiziert sind.


Später wurden weitere Familienmitglieder und 1849 schließlich der Erbauer selbst dort begraben. Aus der guten, alten Zeit findet sich folgende Geschichte über das Mausoleum:

Oft passierten die Leute das Mausoleum in der Luschnitz unterwegs zu den Viehweiden, wenn sie von Szabienen kamen. Auf dem Gut Angerapp waren die Dömpkes als Deputanten, sie hatten einen Sohn und eine Tochter. Die Dömpsche selbst aber kam nach Szabienen, um die Kirche zu putzen. Sie wurde von der Angerapper Gutsverwaltung für die Kirche eingesetzt, die hat sie sauber gehalten, gefegt, gewischt, alles hat die ole Dömpsche gemacht. Sie hat in Szabienen nach der Schmiede zu, an Kolwes vorbei in dem langen Pfarrwitwenhaus gewohnt, dem früheren Armenhaus, wo später auch die Gemeindeschwester Helene Warstat wohnte und der Schuster Fuchs und Kallweits und von der Hofseite Stenzels, vier Familien insgesamt. Die Dömpsche hatte die kleinste Wohnung. Die Tochter hat mal ein Kind nach Hause gebracht, da soll sie immer gesagt haben: »Is doch wat Scheenes, so e Kindke to hebbe un to schookle. Nich wie Pareeske.« Pareeske hießen die Bastschuhe, mit denen man früher ging.
Einmal im Jahr musste die alte Frau Dömp ins Mausoleum und den Staub von den
Särgen wischen. Jemand muss ihr aufgeschlossen haben, und sie war nun drin und hat saubergemacht, da ist ihr die Tür zugefallen, und sie bekam die von innen nicht auf. Schließlich ist jemand vorübergekommen und hörte aus diesen Luken immer ein Rufen, da hat sie unablässig gerufen und gepoltert. Erst dachte er, einer wäre im Sarg und hätte gebullert, bis er sich ein Herz fasste und fragte: »Wer is doa?«, und hörte, wie sie rief, so laut sie konnte: »Hier is de ole Dömp un hett Hunger.«

(von Klaus-Jürgen Liedtke. Noch mehr dazu findet sich hier: DIE VERSUNKENE WELT - Ein ostpreußisches Dorf in Erzählungen der Leute.)


In den beiden Weltkriegen wurde das Mausoleum von sowjetischen Soldaten verwüstet. Die Särge wurden geöffnet und zerschlagen, den Leichen wurden die Köpfe abgeschlagen. In diesem erbärmlichen Zustand befinden sie sich noch heute, durch die Fenster sind einige der Skelette sichtbar. Mittlerweile wurde der Pyramideneingang zugemauert und die Fenster vergittert, so dass die Toten nun nicht weiter geschändet werden können.

Der Weg dorthin:
Zwischen Wegorzewo (ehem. Angerburg) und Goldap, nur wenige Kilometer von der Grenze zu Russland entfernt liegt Rapa (ehem. Klein Angerapp). Wenn man von dort südlich in Richtung Banie Mazurskie (ehem. Benkheim) fährt, passiert man nur 200 Meter jenseits des Ortsausgangsschildes auf der linken Seite die Mündung eines breiten Fußwegs, der in den Wald führt. Schon von der Straße aus ist am Ende eines geraden Naturkundepfades im Wald die Pyramide deutlich zu erkennen.


Quelle u. a. Wikipedia

Donnerstag, 4. Februar 2010

Das Betonschiff vor Redentin

Während des Ersten Weltkrieges, als Stahl knapp war, kam man erstmals auf die Idee, ein Schiff aus Beton herzustellen. Der gesamte Rumpf dieser Boote bestand aus Beton. Im Zweiten Weltkrieg lebte diese Fertigungsweise wieder auf; erneut wurden brauchbare und seetüchtige Betonschiffe zu Frachtzwecken gebaut. Zum Beispiel vom Bauunternehmen Dyckerhoff & Widmann, das den Serienbau von Schiffen aus Stahlbeton an verschiedenen Plätzen im damaligen deutschen Machtbereich betrieb.

In Swinemünde wurde dazu die Firma Schalenschiffbau gegründet, bei der eine Serie von 280 BRT Küstenmotorschiffen entstand. Außerdem baute man in Rügenwalde Tanker von 2700 BRT, von denen jedoch nur einer, "Ulrich Finsterwalder", fertig wurde. Er ist benannt nach dem Erfinder einer - gegenüber herkömmlichen Betonschiffen erheblich Gewicht sparenden - Schalenbauweise aus Spannbeton, die durch eine gewölbte Außenhaut die notwendige Festigkeit bietet und mit nur wenigen Rahmenspanten auskommt. Eines dieser Betonschiffe ist heute in Rostock als Museumsschiff zu besichtigen.


Das Betonschiff des Typs "Seeleichter Wiking Motor" vor Redentin gehört zu einer Serie von mehr als 50 während des Zweiten Weltkrieges für die "Transportflotte Speer" an verschiedenen Bauplätzen erstellten Frachtmotorschiffen.
Die Bezeichnung "Transportflotte Speer" bezieht sich zumeist auf die Binnenschiffflotte des GBI. Dort wurde ein Bauprogramm für Schleppschiffe und Lastkähne aus Beton aufgelegt. Sie sollten voranging zum Materialtransport der Baumaterialien für die Führerstädte dienen.

Die Rümpfe wurden kieloben in einer Baugrube in Schalenbauweise erstellt und beim Fluten der Baugrube gedreht und aufgerichtet. Die Endausrüstung erfolgte durch eine andere Werft. Das Betonschiff vor Redentin wurde zwischen 1943 und 1944 gebaut.

Technische Daten:

Baujahr: 1943/44
Bauort: Ostswine, Kreis Swinemünde
Firma: Schalenschiffbau KG; Dyckerhoff & Widmann KG
Typ: seeleichter Wiking Motor
Schiffskörper: stahlbewehrter Leichtbeton in Schalenbauweise
Länge: 40,50 m
Breite: 7,00 m
Seitenhöhe: 3,40 m
Tiefgang: 2,87 m
Wandstärke: 80 mm
Tragfähigkeit: 337 tdw
Wasserverdrängung: 627 m³
Maschinenanlage: 2 Dieselmotoren (250 - 300 PS), 2 Festpropeller
Ruderanlage: mechanisches Zweiflächenruder

Foto oben: mit freundlicher Genehmigung von Heidemarie Kück

Die Geschichte des Betonschiffs von Redentin ist auf der Internetseite der Ferienwohnung „Zum Steuermann“ von R. Bremer und Th. Keßler sehr schön nachzulesen. Hier der Link dazu: http://www.ferienwohnung-redentinerbucht.de/ihre-ferienwohnung/unser-betonschiff/index.html

Hier noch ein weiterer Link zum Thema Betonschiff: http://www.ostsee.de/rostock/betonschiff-capella.html

Quelle u.a. Wikipedia