Mittwoch, 15. April 2020

Der Campehof

Heute erinnert nur noch wenig an den einst so stolzen Campehof auf dem Rugard. Gerade einmal die Straßenbezeichnung „Campehof“ existiert noch, sie endet allerdings an einer verfallenen, zugewachsenen und heute weitgehend vergessenen Ruine.

Der Campehof im April 2019

Meine Recherche zum Campehof verlief weitgehend erfolglos, bis ich dann doch noch auf einen Artikel der Ostsee-Zeitung vom 1. Juli 2017 gestoßen bin, in dem der Autor Hayo Eckert die Geschichte dieses Anwesens beschreibt. Die folgenden Informationen stammen aus diesem Artikel.

Vor über 100 Jahren, noch vor dem Ersten Weltkrieg, wurde der Berghang des Rugard im Auftrag des Majors a.D. Siegfried Campe gerodet. Er legte dann auf rund 40.000 Quadratmeter großen Fläche eine riesige Plantage mit unterschiedlichen Obstsorten an. Sogar eine Seidenraupenzucht wurde versucht, die aber erfolglos wieder aufgegeben wurde.



Die traurige Ruine des Hauptgebäudes

Zustand im Jahr 2008
(Link zum Originalfoto)

Um ca. 1921 erwarb Major a.D. Heinrich Lange das Obstgut und versorgte fortan die Hospitäler auf Rügen und in Stralsund mit der Ernte. Der Major kam während des Zweiten Weltkriegs in Rußland ums Leben und der Campehof ging an seine Nachfahren über. Im Jahr 1953 begann die Regierung der DDR mit der Enteignung und Verstaatlichung von Privatbesitz, und gegen Ende des Jahres fiel auch der Campehof dieser „Aktion Rose“ genannten Enteignungswelle zum Opfer. Die Gebäude wurden von der „LPG Buschvitz“ übernommen und beherbergten nun eine landwirtschaftliche Berufsschule.







Der Bergener Gärtner Schuhmacher bewirtschaftete ab den 1960er Jahren einen Teil der ehemaligen Plantage und belieferte mit dem Obst und Gemüse vom Campehof die Vereinigten Gesundheitseinrichtungen auf Rügen. Zusammen mit seiner Frau lebte Schuhmacher bis ca. 2003 in dem Anwesen, das sich aber schon zu dieser Zeit in schlechtem Zustand befand. Mit dem Auszug der Schuhmachers fielen die Gebäude nach und nach dem Vandalismus zum Opfer.







Heute ist diese einst blühende Ecke am Rugard verfallen und vergessen. Auch wir haben den ehemaligen Campehof nur durch Zufall entdeckt. Und wenn wir noch einmal an diesen Ort zurückkehren werden - was wird uns erwarten? Vermutlich wird dann kaum noch etwas vom einstigen Campehof übrig geblieben sein...

Ein letzter Blick zurück

Quellen: Fotos: eigene (April 2019); Text wie angegeben.

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