Mit dem ersten Bauabschnitt des Celler Telefunkenwerks im Oktober 1965 beginnt die über drei Jahrzehnte währende Ära der Fernsehgerätefertigung in der alten Herzogstadt.
Während auf dem Gelände an der B3 das Werk errichtet wird, werden die ersten Mitarbeiter im Klein Hehlener Schützenhaus bereits auf ihre künftigen Aufgaben vorbereitet. Im März 1966 wird Richtfest gefeiert und im Mai 1966 beginnt die Produktion auf einer Fertigungsfläche von 6.500m².
Im August 1968 wird mit dem zweiten Bauabschnitt begonnen und im Mai 1969 ist Produktionsbeginn auf noch einmal 6.500 m² Fläche. Mit dem dritten und letzten Bauabschnitt startet man im Oktober 1969 und im Herbst 1970 sind die letzten 13.000 m² Fertigungsfläche, im Mai 1972 schließlich weitere 4.000 m² Lagerfläche fertiggestellt.
Damit beläuft sich die gesamte Fabrikations- und Lagerfläche des Celler Werks auf rund 30.000 m², auf einem Areal von ca. 90.000 m².
Die Entwicklung der Beschäftigtenzahlen zeugt vom rasanten Wachstum innerhalb kürzester Zeit. Waren 1967 600 Beschäftigte vor Ort, so steigerte sich die Zahl mit 1.000 Beschäftigten im November 1968, 1.500 Beschäftigten im Dezember 1969, 1.750 Beschäftigten im Januar 1971 bis hin zu 2000 im Juni 1972. Zu Boomzeiten waren im Celler Telefunkenwerk rund 2.800 Menschen beschäftigt. 1972 verließ übrigens alle 15 Sekunden ein Fernsehgerät die Montagebänder...
Im Januar 1971 hatte die Stadt Celle mit der Umbenennung der früheren Straße „Hermann-Billung-Weg“ in „Telefunkenstraße“ ihre Verbundenheit mit der neu errichteten Fabrik eindrucksvoll demonstriert.
Im Jahr 1984 wurde neben vielen anderen auch das Celler Telefunkenwerk vom französischen Thomson-Konzern übernommen. Durch Rationalisierungen und Zusammenlegungen, aber auch durch den wachsenden Druck der billig produzierten Geräte aus Fern-Ost wurden über die Jahre immer weniger Geräte in Celle montiert, so dass die Franzosen im Januar 1997 schließlich die Schließung des Werks ankündigten.
Im Februar 1997 reiste Bundeskanzler Gerhard Schröder extra nach Frankreich zu Thomson-Chef Alain Piestat um über die geplante Schließung des Werks zu verhandeln. Die Entscheidung der Franzosen war jedoch nicht mehr rückgängig zu machen und die Schließung des Celler Werks zum Jahresende 1997 war besiegelt. Damit verloren die letzten 650 Beschäftigten am Standort Celle ihren Arbeitsplatz und in Celle ging die über 30jährige Ära der einst modernsten Fernsehgerätefabrik Europas zu Ende.
Lange Zeit standen die riesigen Hallen auf dem Telefunkengelände leer. Im Jahr 2001 legte die Stadt Celle einen neuen Bebauungsplan für das ehemalige Telefunkengelände auf und nach und nach entstand in der Folgezeit das heutige Fachmarktzentrum an der ...Telefunkenstraße.
Quellen: Cellesche Zeitung vom 16. Juni 1972; Bildmaterial z. T. Johann Adam
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