Wachpostenhäuser an der Einfahrt nach Carinhall |
Die selben Wachpostenhäuser 1942 |
Ein paar Fakten zur Geschichte dieses Ortes: Hermann Görings Landsitz ist nach seiner ersten Frau Carin benannt. Die gewaltige Residenz des zweiten Mannes im Dritten Reich entstand aus einem zunächst eher bescheidenen Jagdhaus in Blockhausbauweise und wurde im Laufe der Jahre und in verschiedenen Etappen immer weiter ausgebaut. Carinhall diente Göring einerseits zum Empfang von Staatsgästen, mit denen er dann gern und oft zur Jagd in die Schorfheide aufbrach. Doch andererseits präsentierte der Reichsmarschall hier seine umfangreiche Kunstsammlung, die er über die Jahre stetig erweiterte - in Kriegszeiten vorzugsweise mit Beutekunst aus den von Deutschland besetzten Gebieten.
Lageplan von Carinhall aus dem Buch „Görings Reich“ vom Linksverlag |
Lageplan und Luftbild übereinander gelegt |
Mit der absehbaren Niederlage Deutschlands begann Göring schon früh mit der Auslagerung seiner Kunstschätze. Mit Sonderzügen der Deutschen Reichsbahn wurde die Sammlung in den Süden Deutschlands abtransportiert. Am 20. April 1945 schließlich verließ Göring sein geliebtes Carinhall für immer. Zurück blieb ein kleiner Trupp der Luftwaffe, der beim Näherrücken der Roten Armee die Gebäude des Anwesens sprengen sollte. Als die Rote Armee schließlich nur noch wenige Kilometer entfernt war, wurde Carinhall am 28. April 1945 mit über 80 Fliegerbomben gesprengt und damit weitgehend dem Erdboden gleichgemacht. Die wenigen verblieben Überreste wurden später vom DDR-Regime systematisch beseitigt, damit nichts mehr an den einstigen Prunkbau Görings erinnern konnte.
Einzig die Gruft, die immer noch den Sarg mit den sterblichen Überresten Carin Görings beherbergte, wurde nicht gesprengt. Es ist nicht bekannt warum Göring es unterlassen hatte, den Sarg seiner ersten Frau auszulagern und vor den herannahenden russischen Truppen zu schützen. Bei den anschließenden Plünderungen wurde daher auch der Sarg aufgebrochen und die Gruft geplündert. Erst 1947 wurden die mittlerweile auf dem Gelände verstreuten Leichenteile vor einem Findling mit dem Familienwappen Carins - also auf dem Gelände Carinhalls - erneut beerdigt. 1951 fand auf Veranlassung der Familie eine Exhumierung statt, die sterblichen Überrreste Carin Görings wurden unter falschem Namen in Berlin eingeäschert und nach Schweden transportiert. Dort wurde die Urne auf dem kleinen Friedhof Lovo beigesetzt. Um 1956 wurde die Gruft beseitigt und 2006 schließlich auch die bis dahin noch erkennbaren Umrisse planiert.
Von 1993 bis Anfang 2005 wies ein Findling an der ehemaligen Einfahrt von Carinhall auf Görings Landsitz hin - zunächst mit falscher Schreibweise „Karinhall“. Bis April 2007 stand dort dann ein Stein mit korrekter Inschrift „Carinhall“, der jedoch wieder entfernt wurde. Auch auf den steinernen Wegweisern im Waldgebiet rund um das ehemalige Anwesen wurden die Bezeichnung „Carinhall“ sorgfältig entfernt. Lediglich die namenlose Entfernungsangabe ist noch zu lesen.
Einer der vielen steinernen Wegweiser, auf dem der Name Carinhall entfernt und nun von einem Unbekannten wieder hinzugefügt wurde |
Heute ist bis auf die beiden 1942 erbauten Wachpostenhäuser mit den Insignien des Reichsmarschalls und den sie flankierenden Wachgebäuden nichts von der eigentlichen Anlage mehr erhalten.
Quellen: Fotos: eigene (April 2019); Informationen aus den Büchern „Görings Reich“ vom Linksverlag und „Hermann Görings Carinhall“ von Andreas Kittler, sowie aus diversen anderen Quellen; ansonsten wie angegeben.
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