Montag, 9. September 2013

Restaurant-Café Heidesee in Gifhorn

Westlich von Gifhorn, an der B188, befindet sich der idyllisch in einem Waldgebiet gelegene Heidesee. Der flache See mit seinem braunen Moorwasser wurde zwar nie als Badesee genutzt, dennoch dient er schon seit langer Zeit als Naherholungsgebiet für Menschen aus Nah und Fern. Auch der Heidedichter Hermann Löns erwähnte den Heidesee in einigen seiner Gedichte und Geschichten. 

Kolorierte Postkarte (um 1930)
Das Waldrestaurant Pavillon am Heidesee auf einer Ansichtskarte,
Inhaber: Hermann Korn (um 1930)
Auf dieser alten Postkarte ist bereits Friedel Kuhls als Besitzer erwähnt

In einem Artikel der Wolfsburger Allgemeinen Zeitung (WAZ) aus dem Mai 2012 ist zu lesen, dass im Jahre 1938 an seinem Ufer die Heideseegaststätten erbaut wurden, um die es in diesem Beitrag geht. Allerdings gibt es andere Quellen, in denen schon viel früher von einem Gasthaus am Heidesee die Rede ist. So findet sich im bereits 1923 erschienenen „Praktischer Wegweiser für Bienenzüchter“ folgende Textstelle:
„Wir waren zurückgekehrt zum Gasthaus am Heidesee. Nach kurzer Rast und der Verabredung uns am Abend im Ratskeller zu Gifhorn wiederzutreffen, bestiegen wir unser Motorrad...“.

Postkarte, vermutlich aus den 1950er Jahren

Somit ist also anzunehmen, dass im Jahre 1938 die Geschichte der Heidegaststätten unter der Regie der Betreiberfamilie Kuhls bzw. Biallas begann, deren Nachkommen - zuletzt Ursula Kuhls-Biallas und Harald Biallas - das Restaurant-Café bis zur Schließung führten. Neben der Gastronomie war immer auch ein Bootsverleih am Heidesee vorhanden. So konnte man zunächst Paddelboote, später dann auch Tretboote ausleihen, um den See vom Wasser aus zu erkunden.

Die schöne Seeterrasse auf einer Postkarte aus den 1960er Jahren
Postkarte mit Kurhaus und Pavillon „Am Heidesee“,
vermutlich aus den 1970er Jahren

Postkarte, bereits mit neuer Betreiberin Ursula Kuhls

Noch im Jahr 1986 ist in der „ZEIT“ in einem Artikel von Ulrich Schmidt mit dem Titel „Gifhorn im Glück“ zu lesen:
[…] „Ich wanderte hinaus zum Heidesee und entdeckte, sozusagen aus Langeweile, noch eine weitere Sehenswürdigkeit, nämlich die am Ufer gelegene Gaststätte „Heidesee“, wohl eines der größten Ausflugslokale Niedersachsens (1500 Plätze in Haus und Garten), mit der längsten Kuchentheke Europas und dem – wie Stammgäste aus Berlin freimütig bekennen – feinsten Käsekuchen der Welt.“

In den letzten Jahren sorgten dann gestiegene Personalkosten und eine zu geringe Auslastung an den Wochentagen für eine wirtschaftliche Schieflage der Heideseegaststätten, die letztendlich zur Schließung im Jahr 2011 führten. 

Tretboote am Heidesee (Juni 2005)
Heute liegen keine Boote mehr am Steg

Ein Verkauf der gesamten Anlage inkl. See, Waldgrundstück, Hotel und Restaurant ließ sich zunächst nicht realisieren, so dass es 2012 zur Zwangsversteigerung kommen sollte. In letzter Minute fand sich laut WAZ dann aber doch noch ein Käufer für das Objekt, der eine Weiterführung des Hotels und der Heideseegaststätten für 2013 in Aussicht gestellt hatte. Zum Zeitpunkt unseres Besuchs im September 2013 war davon jedoch noch nichts zu sehen. Die Gebäude standen leer und die Freiflächen und Terrassen waren verwildert.

Mittlerweile ist das Hotel unter der Regie der Morada-Hotels neu eröffnet worden. Auch für das Restaurant ist eine Weiternutzung vorgesehen, so dass dieser „vergessene Ort“ wohl schon bald keiner mehr sein wird.
Hier einige Impressionen rund um das Restaurant-Café Heidesee aus dem September 2013:

Die Frontansicht des Restaurant-Café Heidesee

Die Seeseite mit den Terrassenanlagen

Das Zentrum des Restaurants wird vom ältesten Gebäudeteil gebildet,
was auch heute noch gut zu erkennen ist


Blick vom Balkon

Vom Bootsanleger aus hat man diesen Blick auf das Restaurant
Auf den Terrassen war früher richtig was los!
(Link zum Originalbild)

Mittlerweile erobert die Natur sich Stück für Stück zurück

Blick vom Seeufer auf das Gebäude

Vom gegenüberliegenden Ufer hat man diesen Blick auf das Restaurant

Und hier noch ein Link zu einem sehr interessanten Video: ein Rundflug über den Heidesee aus dem Mai 2014: https://www.youtube.com/watch?v=N0xJjbwYDC4

4 Kommentare:

  1. Tolle Bilder - echt interessant, mal wieder so etwas aus der Heimat zu sehen! Ein wirklich cooler "Lost-Place" ;)

    Gruß,

    S.t.a.l.k.e.r.

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  2. Das Hotel ist renoviert und inzwischen wieder geöffnet, mit dem Restaurant und der Seeterrasse wird es aber wohl noch etwas dauern.

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  3. So sieht es 2021 aus. Der See ist weg. https://steynerley.de/ein-neues-biotop/?fbclid=IwAR1e6ksTWliH5NddlmMyTcc8NRZfgDK7jDQiZD3Pu7U7Z0Nc1XkMwbNWWSI

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  4. Heute dort gewesen, alles zugewachsen. Selbst das Heidesee Schild vor dem Eingang, liegt auf dem Boden.

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