Mittwoch, 11. November 2009

Harry Trüller Keksfabrik in Celle

Eine schöne Ansicht der Fabrikhallen
(Link zum Originalfoto)

Bis zu ihrem fast vollständigen Abriss 1989 (oder 2004? Leider gibt es dazu unterschiedliche Angaben...) prägten die imposanten roten Backsteingebäude der „Keksfabrik Harry Trüller“ viele Jahrzehnte lang das Stadtbild Celles in Bahnhofsnähe.


Mit der Übernahme einer Bäckerei im Jahr 1891 begann die Geschichte der Firma, die zu einem der größten Arbeitgeber Celles wurde. Im Jahre 1896 wurde von dem Fabrikanten Harry Trüller in Celle die Fabrik errichtet, die sich auf die Herstellung von Keksen, Waffeln und Zwieback spezialisierte.


Die erste Eintragung in das Handelsregister fand im Jahre 1907 unter „Harry Trüller“ statt. Bereits nach kurzer Zeit hatte sich das Unternehmen großes Ansehen verschafft.

Im Mai 1964 wurde die Harry Trüller GmbH von Nabisco (National Bisquit Company), USA, übernommen. 1970 fusionierte sie mit der XOX Bisquitfabrik Kleve. Seit dem Jahr 1977 ist Trüller ein Teil des Kölner Unternehmens Intersnack Knabber-Gebäck GmbH & Co. KG; gleichzeitig endete die Produktion in Celle und die letzten 900 Mitarbeiter wurden entlassen.

Bis zu seinem Abriss 1973 stand ein Ausstellungshaus der Trüller-Keksfabrik am Rande der Celler Innenstadt auf dem heutigen Arno-Schmidt-Platz (sog. "Trüller-Eck"):


Das Firmengelände verwaiste zusehends, die Hallen und Gebäude standen jahrelang leer. Schließlich rückten die Abrissbagger an und bis Ende der 80er Jahre waren die Gebäude abgebrochen.

Vor dem Abriss © Christian Adam

Immer wieder wurden fortan Pläne für eine neue Bebauung des riesigen Areals erstellt und immer wieder wurden sie verworfen. So bot die Brachfläche jahrelang ein sehr trauriges Bild. Erst Ende 2007 begannen die Baurabeiten für den nunmehr an der Trüllerstraße beheimateten COMBI-Verbrauchermarkt.



In seinen Erinnerungen schreibt Hans Plechinski über Celle: „Es war die erste „Stadt“, in die meine Oma mich mitnahm. Wir übernachteten bei Tante Luise, um deren Wohnung der Schokoladenduft der Trüller-Keksfabrik wob, welche die Konfektmarke Celler Ruhm herstellte.“ (Hans Pleschinski, „Verbot der Nüchternheit“).

Viele Spuren von Trüller gibt es nicht mehr in Celle. In vielen Haushalten jedoch und auf vielen Trödel- und Antikmärkten rund um die Welt gibt es immer noch die schmucken Blechdosen, die an die "Harry Trüller Keksfabrik" in Celle erinnern. Und sollten Sie noch keine besitzen: schauen Sie doch mal bei Ebay nach - dort gibt es immer wieder welche zu ersteigern...

Update
Im März 2013 sind diese beiden Artikel über Trüller in der Celleschen Zeitung erschienen:

Artikel aus der Celleschen Zeitung vom 2. März 2013
Artikel aus der Celleschen Zeitung vom 9. März 2013

Am 29. Oktober 2016 erschien ein weiterer Artikel über die Keksfabrik Trüller in der Celleschen Zeitung. Darin geht es um das 50-jährige Jubiläum am 1. Oktober 1941:

Artikel aus der Celleschen Zeitung vom 29. Oktober 2016

19 Kommentare:

  1. Viel zu lange wurde in Celle nur die tourismusträchtige Altstadt gepflegt. Dass mit den Trüller-Werken ein einmaliges Industriedenkmal verloren ging (und mit dem Ausstellungshaus an der Westcellertorstraße ein Juwel des Art Déco) wurde nur von wenigen wahrgenommen. Schön, dass die Erinnerung wenigstens auf dieser Webseite lebendig erhalten wird!

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  2. Trüller gibt es noch: Trüller Knabber-Gebäck GmbH
    Aachener Str. 1042
    50858 Köln

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  3. Trüller ist ja der Name....Aber die Gebäude, das Gelände, alles war etwas besonderes. Nostalgie pur.
    Ich erinnere mich, zwar nur dunkel, aber ich erinnere mich, die alten Gebäude noch gesehen zu haben....und ich fand die als Kind sehr beeindruckend, als ich mit meiner Mutter an ihnen vorbeiging um meine Großmutter zu besuchen...Traurig war und bin ich immernoch, das mit dem Werksgelände so Herzlos umgegangen wurde...

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  4. Ich kenne die Gebäude auch noch

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  5. Ich muss leider anmerken, dass der Bericht falsch ist.
    Ich wurde 1997 geboren und ich kenne die Gebäude auch noch.

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  6. @julius.aka.happiie: ...dann würde ich mich über ein korrektes Datum sehr freuen :)

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    1. 89/90 wurde die Fabrik abgerissen, den Zustand sieht man auf der Luftansichtiin Farbe. Danach stand nur noch Bürogebäude bis 2004, was dann abgerissen und gleichzeitig die Verkehrsführung geändert wurde, das ist das Schwarz weiß Bild unter der Luftaufnahme. Kreisel gab es vorher nämlich nicht an der Stelle

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  7. Fuer mich ist's schon 62 Jahre her...aber der Geruch der vielen Gebaeck-sorten ist immer noch in der Nase...man braucht nur "Trueller" zu sagen...
    Gerry Deneke, Redding Connecticut, U.S.A.

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  8. Mein Vater hat in der zweiten Hälfte der 50er Jahre dort als Betriebsklempner gearbeitet. Bei uns Kindern immer sehr begehrt war die sog. "Zuteilung". In einem Werksverkaufs-Laden konnten wir dort für wenig Geld in schmucklosen Tüten Kekse zweiter Wahl/Bruchpralinen sehr preisgünstig kaufen. Und wenn er abends nach hause kam, war in seiner Brotdose oft eine Ansammlung zusammengeklebter Kekse/Pralinen, die wir dann rausholen konnten.

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  9. "Bis zu ihrem fast vollständigen Abriss 1989 (oder 2004? Leider gibt es dazu unterschiedliche Angaben...) [...]" - An der Stelle des Combi Marktes stand ein Bürokomplex, welcher erst 2004 abgerissen wurde, d.h. final abgerissen wurde Trüller erst 2004.

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  10. Sehr interessant. Meine Urgroßmutter hat dort gearbeitet, (sie war Jahrgang 1902) Leider weiß ich nicht wann sie da gearbeitet hat und ,ob man so was noch herausfinden kann. Fragen kann ich direkt ,keinen mehr

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  11. Bei dem Bürohaus in der Brückenstraße handelt es sich um das ehemalige Verwaltungsgebäude der Fabrik. Dort gab es auch eine im Stil des Art Deco eingerichtete schicke Chef-Etage. In den 80er Jahren war in dem Gebäude das Arbeitsamt mit dazugehöriger Kindergeldstelle untergebracht. Meine Mutter hatte dams dort gearbeitet und ich habe sie zusammen mit meiner Schwester manchmal dort besucht. Auf dem rückwärtigen Fabrikgelände, welches an die Fuhse grenzte, waren oft 'zwielichtige' Gesellen zu beobachten, wenn man von Richtung Bergstraße über die Brücke ging. Ich erinnere mich, das dort unten einmal ein paar "Typen" ein Auto umlackierten... Natürlich war der ganze alte Komplex für Kinder schwer beeindruckend. Fand es dann später auch schade, das einfach alles abgerissen wurde - aber letztlich ging es wohl einfach nicht anders. Beste Grüße

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    1. Bist du sicher das du die Bergstraße meinst? Die ist mitten in der Stadt

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    2. Das mußte Brückenstraße heißen. Die verlief zwischen Bahn und Trüller.

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  12. Holger Schräer6. Mai 2023 um 16:49

    Ich bin auf dem Schulweg oft dort vorbei gekommen und habe den Duft genossen. Im Sommer standen auch schon mal die Fenster offen und man konnte auf der Backstraße die Kekse sehen. Heute aus Hygienesicht kaum vorstellbar. Damals trotzdem geruchlich sehr appetitlich!

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  13. Wenn wir von der Realschule auf der Hesse zum Schwimmunterricht zum Hallenbad fuhren, rangierten die schweren langhauber LKW`s mit Anhänger rückwärts in die Toreinfahrt in der Wiesenstraße. Wir Kinder waren beeindruckt. Damals wollte ich LKW Fahrer werden, bin es aber nicht geworden.

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  14. Urbschat, Gerhard22. Juli 2023 um 19:52

    Ich wohnte in Güterbahnhofstrasse. Als Kind war es immer schön wenn die Trüllerlok, eineKöf, vorbeifuhr und Wagons zum Güterbahnhof brachte. Gegenüber von unserem Grundstück war ein tanklager von BV Aral dort stand ein Mast für die Oberleitung. Vielleichtgab es mal eine E Lok. In der alten Fabrik wurde auch ein Film gedreht (Tadellöser und Wolf). Die Fabrik sollte ein Gefängnis darstellen. Dazu wurde eine große Kulisse auf der Brückenstr. aufgebaut und die Straße mit Schotter/Kopfsteinpflaster aufgefüllt. Main Weg zur Schule führte mich am ehemaligen Sportplatz v. Trüller, dem Kraftwerk ( und dem Lokschuppen der DB) vorbei. Den Geruch der Keksfabrik habe ich heute noch in der Nase. Ach ich könnte aus Gegend noch viel erzählen…..

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  15. Der Film nennt sich "Ein Kapitel für sich", ist der Nachfolger von "Tadellöser und Wolf". Spielt in der Zeit direkt nach dem Zweiten Weltkrieg. Doch wer sich für die alte Keksfabrik interessiert, wird enttäuscht sein, davon gibt es im Film nichts zu sehen. Man muss die Location schon genau kennen, um die wenigen dort entstandenen Bilder (der Film läuft 360 Minuten) zuordnen zu können.

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  16. Ich habe von 1967 bis 1970 bei Trüller gelernt. Mein erster Arbeitstag August 1967, Sommer, durch das offene Fenster in der Kundenbuchhaltung kam der Duft von Lebkuchen ...Das war eine schöne Zeit!

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