Donnerstag, 7. Mai 2009

Rixförde - das Teehaus und das Gut Rixförde


Das Teehaus

Am Rande eines idyllischen, mittlerweile verwilderten Parks mit Teich und alten Eichen liegt das wohl ungewöhnlichste Baudenkmal im Landkreis Celle: ein 1910/1911 erbautes Teehaus bzw. Gartenhaus. Erbaut wurde es von Paul Eduard Schultze-Naumburg als "Gartenhaus auf Gut Rixförde/Celle".
Zu erreichen war es über zwei Waldwege vom Gutshaus und vom Teich (die sich auch heute noch erahnen lassen). Auf ovalem Grundriss steht der hohe, eingeschossige Bau, der verputzt ist und mit einem Kappendach geschlossen wurde. Er liegt sehr schön auf einer leichten Anhöhe unter Eichen.

Im Landkreis Celle ist dieses Gebäude einmalig, im Nachbarlandkreis Soltau-Fallingbostel gibt es noch zwei weitere, die auch genutzt werden. Das Rixförder Teehaus ist zwar solide gebaut, es bietet heute aber einen tristen Anblick.


Wie Günter Ilper, der als Vorsitzender die Jägerschaft Celle von Rixförde aus führt, weiß, ist das Teehaus seit dem Krieg nicht mehr genutzt worden und droht zu verfallen. Innen im etwa 50 Quadratmeter großen Hauptraum mit Kamin, dessen Vorbild im Heidelberger Schloss steht, türmen sich ausrangierte und ramponierte Möbel.

Zur Parkseite (heute eine Pferdekoppel) sind die großen, durch zwei ionische Säulen unterteilten und bis zum Boden reichenden Fensteröffnungen ausgerichtet, und boten somit freie Sicht auf die schöne Landschaft. Heute sind die schützenden Jalousien teilweise herabgestürzt und erlauben den flüchtigen Blick ins dunkle Innere des Gebäudes.
Der Putz löst sich an vielen Stellen großflächig ab, auch die Gesimse bröckeln und hinterlassen klaffende Löcher. Das Dach ist teilweise undicht, so dass seit vielen Jahren Feuchtigkeit in das Gemäuer eindringen kann und dort enormen Schaden anrichtet.
An der Westseite des Teehauses ist ein Eingang in
den Keller vorhanden. Wie ich erfahren habe, diente dieser auch als Luftschutzraum während des zweiten Weltkrieges.

So ist es eigentlich nur noch eine Frage der Zeit, bis dieses einmalige Baudenkmal komplett verfallen sein wird. Das ist extrem schade, denn man könnte sicher mit einfachen Mitteln zumindest den jetzigen Zustand erhalten, indem man das Dach und die Fenster abdichtet. So aber dringt unentwegt Wasser und Feuchtigkeit ein und richtet unwiederbringlichen Schaden an.



Das Gutshaus

Ob dem benachbarten Gutshaus das gleiche Schicksal bevorsteht? Der Hamburger Schiffsreeder Loesener legte den Gutshof an. 1883 war das Jagdhaus als Kern des Gutshauses errichtet, 1888 wurde es erweitert. Einen letzten Anbau, westlich an das bestehende Haus, erhielt das Gebäude 1922.

Heute sind anscheinend die Besitzverhältnisse so kompliziert, dass sich niemand mehr verantwortlich fühlt bzw. die Kosten und Mühen scheut, um das Gebäude weiter zu nutzen.

Sicher ist hier ein extrem hoher Sanierungsaufwand zu leisten, der wird jedoch von Jahr zu Jahr steigen, sofern dieser momentane "Dornröschenschlaf" noch weiter anhält.


Diese Postkarte aus dem Jahr 1910 vermittelt einen Eindruck des Gutshauses Rixförde, wie es zu Kaisers Zeiten bestand (noch ohne den 1922 erfolgten Anbau). 10 Jahre zuvor, im Jahr 1900, wurde das Gebäude zum Mittelpunkt des selbständigen "Gutsbezirks Rixförde", welcher 1928 von Oldau eingemeindet wurde.
Der Teich (auf der Postkarte im Vordergrund zu erkennen) ist auch heute noch vorhanden, jedoch ist er sehr stark
versandet und größtenteils zugewachsen. Die Vegetation erobert sich seit Jahrzehnten ihr Terrain zurück, so dass dieser Blick vom Teich zum Gutshaus heute kaum noch möglich ist.
Das Gutshaus ist seit Jahren unbewohnt und macht einen traurigen, aber immer noch imposanten Eindruck. Bleibt zu hoffen, dass dieses schöne Gebäude nicht ebenso verfällt wie das Teehaus in seiner unmittelbaren Nachbarschaft.



Der ehemalige Hauptzugang zum Gut Rixförd
e

Gegenüber dem mittlerweile nicht mehr bewirtschafteten Gasthof "Heidjers Einkehr" an der Landesstraße L310 in Allerhop befindet sich noch
heute der ehemalige Haupteingang zum Gut Rixförde. Ein imposantes schmiedeeisernes Tor mit zwei großen Flügeln sowie einer einzelnen Tür, eingerahmt von zwei mächtigen Säulen auf denen große Kugeln ruhen - dies ist der steinerne Zeuge einer großen Vergangenheit des Guts Rixförde.

Der Landbesitz, der zum Gut gehört, ist riesig und erstreckt sich vom Süden der Siedlungsgrenzen Hambührens bis vor die Tore Wietzenbruchs und Fuhrbergs. Diese Gegend war lange Zeit eine der Hochwildjagden der Hannoverschen Könige, dann 1866 Teil des Königlich Preußischen Reviers.

Die Jagd war auch der Hauptgrund, weshalb der Hamburger Schiffsreeder Loesener 1882 die ersten Flächen des späteren Guts erwarb. Im Laufe der Jahre kaufte
Loesener immer weitere Flächen dazu, so dass er bald einen Besitz von über 500 Hektar sein Eigen nennen konnte. Neben der Jagd begann Loesener auch Landwirtschaft zu betreiben und schuf Unterkünfte für Landarbeiter, Viehställe und eine Scheune.

In dem „Rückblick auf die Geschäftsjahre 1904-1907“ der „Naturhistorischen Gesellschaft zu Hannover“ finden sich verschiedene Hinweise auf die jagdlichen Ambitionen Loeseners. So ist hier folgendes zu lesen: „Schiffsrheder Loesener setzte Kreuzungen vom Rothirsch, Cervus elaphus L., und dem Wapiti in Rixförde bei Fuhrberg aus. Da die Brunft mit der des Rothirsches nicht zusammenfiel, schoss man die Blendlinge ab.“ Und weiter heißt es: „Zwölf sibirische Hirsche, deren Artzugehörigkeit nicht genau zu erfahren war, wurden von Loesener in Rixförde ausgesetzt, wobei ein Stück entsprang. Die Fremdlinge hielten sich gut, wurden aber nach Loeseners Tode abgeschossen.“ Aber Loesener versuchte nicht nur Großwild anzusiedeln: „In Rixförde wurden durch Schiffsrheder Loesener um 1901 mehrfach Schopfwachteln, einmal 30, ein anderes Mal 40 Stück, ohne Erfolg ausgesetzt.“ Und schließlich: „Loesener setzte 6 Perlhühner in Rixförde aus, ließ sie aber bald abschießen, weil sie zu sehr lärmten.“


Nach Loeseners Tod 1903 erwarb ein Ölspekulant das Gut, welches er aber nach erfolglosen Bohrungen bereits ein jahr später wieder verkaufte. Oskar Barckhausen als nächster Eigentümer vergrößerte den landwirtschaftlichen Betrieb und fuhr mit der Kultivierung der Gutsflächen fort. Aus seiner Zeit stammt auch das Teehaus.
Schließlich erwarb Willy Tischbein (Generaldirektor
der Continental AG in Hannover) das Gut im Jahre 1916 und auch er setzte die Bautätigkeiten fort. So wurde noch ein Wirtschaftsgebäude errichtet und ein oktogonaler Anbau an das Gutshaus (1922).


Tischbein führte eine intensive Bewirtschaftung ein, legte sein Hauptaugenmerk aber auf die Jagd - was man noch heute in der Anlage der Wald- und Ackerflächen nachvollziehen kann. Nach Tischbeins Tod am 9. Februar 1946 führte seine Frau den Betrieb zunächst weiter.
Mitte der 50er Jahre waren auf dem Gut fast 50 Menschen beschäftigt. Später wurden die landwirtschaftlichen Flächen verpachtet. Bis heute ist der Besitz in Händen der Nachkommen Tischbeins. Zur Geschichte der Familien Tischbein und Erdmann kann man übrigens hier sehr interessante Details erfahren.


Fotos Teehaus: 11. Juli 2009; Fotos Eingang/Brücke: 22. November 2009.

Ein aktualisierter Beitrag mit weiteren interessanten Fotos und neuen Details findet sich hier.

[Quelle: Cellesche Zeitung, A. Babel, 1.2.2006; "Baudenkmale in Niedersachsen" Band 18.2;
eigene Fotos; eigene Recherche]

Mittwoch, 6. Mai 2009

Landhaus Schelploh


Dies ist die bewegte, nur rund 100 Jahre umfassende Geschichte des stolzen Landhauses in Schelploh. Sie beginnt im Jahre 1905, als Ernst H. Ä. Becker seinen Einzelhof Schelploh mit rund 245 Hektar Grund und Boden für etwa 118.000,- Mark an den Hamburger Großkaufmann und Reeder Bernhard Blumenfeld verkauft.


1905-1912

Dieser plant nahe dem Hofgebäude mit einem für die Südheideregion bemerkenswerten Aufwand eine Villa im Harvestehuder Stil zu erbauen.

Ansichtskarte um 1910
Landhaus Schelploh um 1910

Ab 1906 lässt Blumenfeld das Landhaus errichten. Es entsteht mit riesigen Kosten eine großzügige Anlage. Die Villa ist von einem rund fünf Hektar großen Areal umgeben, für das Anfang des Jahres 1912 einer der bedeutendsten Gartenarchitekten des frühen 20. Jahrhunderts, der Kölner Gartenbaudirektor Fritz Encke, eine Park- und Gartenanlage entwirft. Die Ausführung wird von einem der renommiertesten Gartenbauunternehmen in Norddeutschland unternommen, der Firma Jacob Ochs aus Hamburg - allerdings hat die Villa zu diesem Zeitpunkt bereits einen neuen Eigentümer.


Aus verschiedenen Gründen fühlt sich Blumenfeld in Schelploh nicht mehr sehr wohl. Der Wunsch der Ausweisung als selbständiger Gutsbezirk wird ihm mehrfach abgeschlagen. Schelploh bleibt Teil der politischen Gemeinde Dalle. Dies und wohl auch gesundheitliche Gründe veranlassen ihn im September 1912, sein Anwesen in Schelploh zu verkaufen.


1912 - 1930

Im September 1912 werden Gut und Landhaus dann für 400.000,- Mark (in der Celleschen Zeitung ist von 650.000,- Mark die Rede, siehe unten) an Kommerzienrat Reinhard Steffens aus Berlin verkauft. Im Kaufvertrag heißt es unter anderem: ,,(...) Es ist damit der gesamte Grundbesitz gemeint, den der Verkäufer in Dalle besitzt. Im Übrigen steht dieser nicht dafür ein, dass genau die angegebene Größe vorhanden ist. (...) Es sollen nur ausgenommen sein die Familienbilder, Andenken, die von dem Verkäufer selbst erlegten Geweihe und die Weinvorräte; die letzteren kann der Käufer auf Wunsch übernehmen gegen Zahlung der Hälfte des bezahlten Einkaufspreises."

Nachricht aus der Celleschen Zeitung vom 2. September 1912

Steffens lässt den Park - wie von Blumenfeld geplant - nach den Plänen von Fritz Encke von der Gartenbaufirma Jacobs Ochs und ihrem Landschaftsarchitekten Leberecht Migge umgestalten, auf dem Hof werden neue Wirtschaftsgebäude errichtet. Auch die Villa wird umgebaut, der bis dahin offene Innenhof erhält ein Glasdach.

Zwei undatierte Fotos aus einem privaten Fotoalbum

1921 wechselt das Anwesen erneut den Besitzer, die Villa geht in das Eigentum des Schokoladen- und Chininfabrikanten Paul Wittekop aus Braunschweig über. Doch auch Wittekop bleibt nicht lange Hausherr in Schelploh...



1930 - 1939

Im Dezember 1930 erwirbt Maria Berendina Meyer, geborene van Hille, aus Wimbledon das Landhaus für 250.000,- Mark. Ihr Mann hatte mit großen Zucker- und Kaffeeplantagen auf Java ein Vermögen gemacht.
1936 starb Meyer, und seine Frau hatte die Villa noch bis zum Krieg. Der Bruder von Meyer verkaufte dann den Forst an die Klosterkammer und Rheinmetall erwarb die Villa mit dem heutigen Grundstück.

Das Landhaus Schelploh in den 50er Jahren
Verschiedene Aufnahmen aus den 50er und 60er Jahren
1939 - 1963

Rheinmetall-Borsig übernimmt das Gebäude mit einem gut sechs Hektar großen Grundstück (die restlichen Ländereien gehen an die Klosterkammer) im Sommer 1939 für 60.000,- Reichsmark und nutzt es während der Kriegsjahre als Gästehaus für den Rüstungsbetrieb in Unterlüß.


 

Die Engländer beschlagnahmten die Villa im April 1945 und nutzten sie als "Country-Club" für ihre Offiziere. Während der Luftbrücke nach Berlin waren auch Amerikaner in Faßberg und erholten sich abends in der Villa, wo dann fast an jedem Abend Tanz in der Bar und im großen Saal war.

Bald schon kann Rheinmetall wieder über die Villa verfügen. Am 14. August 1951 pachtet Walter Behn aus Unterlüß die Villa. Er ist ein Mann vom Fach, absolvierte seine Lehrzeit 1934 -1937 im Hotel Kaiser-Worth in Goslar, arbeitete danach in renommierten Häusern wie "Ernst-August" und "Rheinischer Hof" in Hannover, 1939 im "Hotel Bellevue" in Dresden, im Casino "La Boule" in Frankreich und dem "Magdeburger Hof" in Magdeburg. 1940 wurde er Soldat.
Walter Behn führt das Landhaus jahrelang als Hotel und gut gehendes Ausflugslokal. In seinem Werbeprospekt heißt es zutreffend:

Der Gast betritt über eine Freitreppe den Empfangsraum, der in Form eines Wintergartens gehalten ist. Die geschmackvoll getäfelte große Halle mit ihrem Kamin und den schweren Polstermöbeln lädt zum Verweilen ein. Steigt der Besucher einmal die steile Treppe in den Turm hinauf, dann blickt er über die idyllischen Parkanlagen hinweg (...) .

Im erhaltenen Gästebuch aus jener Zeit bekunden viele der Gäste in poetischen Reimereien und liebevollen Zeichnungen ihre jahrelange Treue zum Landhaus Schelploh. Das Gästebuch vermerkt auch die ersten Messegäste aus der Sowjetunion, datiert auf den 4. Mai 1954. Auch der Hochadel stieg in Schelploh ab, so zum Beispiel Herzogin Viktoria Luise von Braunschweig-Lüneburg. Ein bekannter Name aus der Politik: Heinrich Lübke, damals Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Er hielt 1957 in Uelzen eine Rede, bei der er sich erkältete. Heiße Fußbäder verbinden ihn mit dem Landhaus.



Das Landhaus war für Walter Behn ein Saisongeschäft: „Im Sommer war das Haus gut besucht. Besonders von Reitern, für die das Gelände rund um Schelploh ideal war. Im Winter war es sehr ruhig. Da wir versuchten, die Preise niedrig zu halten, konnten keine größeren Gewinne erzielt werden. Das spielte nach Ablaufen der Pacht die entscheidende Rolle. Die Summe für den Kauf des Landhauses konnte ich nicht aufbringen.“

Ein schönes Beispiel für den guten Ruf des Landhauses ist diese Postkarte, die im Sommer 1952 von Schelploh aus nach Düsseldorf verschickt wurde:

Ansichtskarte aus den 1950er Jahren
Ansichtskarte (Textseite) aus den 1950er Jahren


Hier der Text der Karte:

Ihr Lieben! Nach anstrengenden 400 Kilometern und Verhandlungen denke ich dankbar an die schönen Stunden bei Euch zurück. Ländliche Stille wird mich gleich in den Schlaf führen und falls Ihr später einmal auf Reisen in diese Gegend geht, dann merkt Euch diesen Platz. Er ist einmalig schön. Herzliche Grüße Euer Paul. 

Schelploh hatte sich also zu einer wirklich guten Adresse entwickelt, doch hatte es der Betrieb sehr schwer. Es fehlten Betten, die Küche lag umständlich im Keller, Personal war wegen des Stoßbetriebes nur schwer zu bekommen, der Heizungsaufwand war bei den Geschosshöhen enorm, die mageren Einnahmen ließen auch den Parkanlagen nur eine bescheidene Pflege angedeihen.
Nach Ablauf der Pacht 1961 wollte sich Rheinmetall von Schelploh trennen. Behn hätte es gern erworben, konnte aber den geforderten hohen Kaufpreis nicht aufbringen und hat dann  stattdessen eine Autobahnraststätte gepachtet.



1963 - 1975

Rheinmetall verkauft das Landhaus 1963 für 180.000,- DM an Emma Bauer aus Braunschweig. 1965 betreibt Rheinmetall die Zwangsvollstreckung, um eine Restforderung durchzusetzen. Rheinmetall als Gläubigerin behauptet ,,(...) dass eine Besichtigung des z. Zt. völlig unbewohnten Grundstücks einen katastrophalen Zustand hinsichtlich der Baulichkeiten ergeben habe. Die Fensterscheiben seien zum größten Teil zerschlagen, die Türen ständen offen, weil sie teilweise nicht verschlossen seien und teilweise aufgebrochen sind. Darüber hinaus sei der immerhin recht wertvolle Parkettboden beschädigt und Unrat läge herum. Die laufend eindringende Feuchtigkeit bedinge darüber hinaus Schwammbildung. Eine solche Wertminderung des Grundstücks kann die betreibende Gläubigerin aber nicht unwidersprochen hinnehmen. Die Schuldnerin kümmert sich offensichtlich überhaupt nicht mehr - wohl auch bedingt durch die räumliche Trennung - um die Erhaltung des Grundstücks."
Als Emma Bauer 1968 stirbt, erbt ihre Schwiegertochter Louise Bauer das Objekt. Ein Pächter beabsichtigt, in der Villa zum 1.9.1969 ein privates Alten- und Pflegeheim einzurichten.
Infolge notwendiger Bauarbeiten verzögert sich jedoch die Inbetriebnahme. Der vom Pächter beabsichtigte Kauf der Villa kommt nicht zustande, der Kaufvertrag wird 1973 rückgängig gemacht. Im gleichen Jahr wird Landhaus Schelploh von einem Makler in Wolfenbüttel zum Verkauf angeboten. Im Angebot heißt es:

Massiver, sehr solider weißer Putzbau. Mauerwerk 38-51 cm. Er enthält im Souterrain Wirtschaftsräume, Ölheizung, Personalräume. Erdgeschoß 6 Repräsentationsräume. Obergeschoss 10 Zimmer, Bäder, WC. Dachgeschoss 8 Zimmer, Bad, WC. Das Haus ist ungewöhnlich aufwendig ausgestattet. Der jetzige Eigentümer hat nachweislich ca. 200.000,- DM für die Renovierung und Instandsetzung investiert.


Das Landhaus in den 60er Jahren
Das Landhaus als Postkartenmotiv

Ein Käufer findet sich nicht, wohl aber erneut ein Pächter, der das Objekt zum 1.4.1973 für jährlich 50.000,- DM übernimmt. Als Pachtdauer sind zehn Jahre vorgesehen. Das Landhaus wird nun als Wohnheim für türkische Arbeitnehmerinnen der Firma Telefunken genutzt.

1974/75 wird erneut der Versuch unternommen, in Schelploh ein privates Alters- und Pflegeheim einzurichten. Die beantragte Genehmigung wird durch die Behörden versagt.


1977 - 1981

Ab 1977 ist in Schelploh reger Verkehr zu verzeichnen: das Landhaus wird im Juli als Bordell neu eröffnet. Den Antrag auf Erteilung einer Gaststättenerlaubnis hatte der Landkreis Celle negativ beschieden. Folglich wurde das Landhaus als Privatclub betrieben, der nur Mitgliedern offen stand. Die Mitgliedschaft wurde per Karte am Eingang erworben. Zum Preis von 10,- DM stand der "Club zur zwischenmenschlichen Beziehung, Entspannung und Erholung", wie er in diversen Tageszeitungen firmierte, dem Besucher einen Tag lang offen. Die Hamburger Morgenpost, die im März 1978 in einer Serie mit dem Titel "Sex auf dem Lande" auch das Schelploher Schlößchen vorstellte, plauderte aus, was für diese Summe geboten wurde: "Dafür kann sich der Herr im exklusiven Schloßsaal (über hundert Quadratmeter groß) Pornofilme ansehen - und die abendlichen Live-Shows. In diesen Tagen tummeln sich auf der Bühne des Lustschlosses zwei farbige Mädchen aus Jamaika."

Am 15. August 1979 schließlich präsentiert die Eigentümerin der Samtgemeinde Eschede und dem Landkreis Gelle einen bombastischen Plan: Eine Düsseldorfer Planungsgruppe, die Thema GmbH, will auf dem Gelände des Landhauses für ein führendes Wirtschaftsunternehmen der Bundesrepublik ein Aus- und Fortbildungszentrum erstellen. Neben der Renovierung und Erweiterung des Hauptgebäudes sollen auf dem Grundstück 18 Appartement-Häuser sowie ein Hallenbad mit Sauna, außerdem Sport- und Tennisplätze erstellt werden. Das Investitionsvolumen soll etwa 10 Millionen DM betragen. Bayer Leverkusen lässt nach entsprechenden Presseveröffentlichungen dementieren, dass die Firma Auftraggeber des Projektes ist. Die Samtgemeinde stellt einen Bebauungsplan auf, doch trotz Reduzierung der geplanten Maßnahmen lehnt die Bezirksregierung 1981 das Bauvorhaben endgültig ab, "... da wegen der Lage im Naturpark Südheide die Belange des Natur- und Landschaftsschutzes beeinträchtigt werden." Bei einer Bereisung im Dezember 1980 hatte Baudezernent Dr. Weichbrodt von der Bezirksregierung Lüneburg festgestellt: "Jeder Mensch muss sterben, wieso soll es bei Häusern anders sein? Es gibt heute keine Feudalherren mehr, die sich solche Schlösser leisten können...".


1982 - 2007

Im Juli 1982 verlässt das horizontale Gewerbe das Landhaus Schelploh, im Januar 1983 wird das Gebäude von einem Braunschweiger Kaufmann ersteigert. Die leerstehende Villa  wird geplündert und leergeräumt, was nicht niet- und nagelfest ist, wird mitgenommen (u.a. die Turmuhr, wertvolle Bleiverglasungen), noch intakte Einrichtungen werden zerstört. 1984 schließlich wird die Villa für 410.000,- DM an eine Berlinerin verkauft, in den Kaufvertrag steigt später - nach einem Foto als eine angeblich gute Kapitalanlage - eine Spekulantin mit Dauerwohnsitz Spanien ein. Es soll eine Gräfin Esterhazy sein.




Seit Jahren wird das Rathaus in Eschede und das Grundbuchamt am Amtsgericht Celle von einer wahren Interessentenflut heimgesucht. Immer wieder wird nach der Vorgeschichte der einstmals vornehmen Villa und nach dem derzeitigen Besitzer gefragt. Alle Öffnungen im Keller- und Erdgeschoss werden 1988 durch den Landkreis Celle verbrettert, Unbefugten soll der Zutritt in das verwahrloste Gebäude verwehrt werden. Die Behörden befürchten, dass bei weiterem Eindringen von Regenwasser durch das defekte Dach und die Fenster die Zwischendecken abstürzen und in der Ruine übernachtende Nichtsesshafte zu Schaden kommen können.






Am 14. Juni 1990 kauft Baron Wolff-Sylwerius Freiherr von Frankenberg und Ludwigsdorf aus dem Raum Höxter die Villa und den Park. Als Sichtschutz entsteht ein Zaun an der Straße und nach vorn zur Straßenseite wird einiges für eine bessere Kosmetik getan. Aber die enorme Aufgabe einer Instandsetzung scheint kaum bewältigbar.

Am einem Dienstagmorgen, dem 22. März 2005, bricht gegen 8 Uhr in der Villa ein Brand aus, der sich zu einem Großbrand entwickelt. Als die Feuerwehren wenig später anrücken, steht das Gebäude schon voll in Flammen. Um die Löscharbeiten nicht zu behindern, wird die Bundesstraße 191 zwischen Weyhausen und Eschede voll gesperrt. Der Besitzer der Villa kommt mit dem Schrecken davon. Sein Hund wird jedoch vermisst und ist wahrscheinlich beim Brand umgekommen. Aus vier Großbrunnen bekämpft die Feuerwehr den ganzen Tag über und auch noch bis spät in die Nacht hinein den Brand. Zweitweise werden pro Minute 5.000 Liter Wasser verspritzt.

Insgesamt werden circa 1,5 bis 2 Millionen Liter Wasser in das Gebäude gepumpt, das im Verlaufe des Brandes teilweise eingestürzt ist. Wegen Einsturzgefahr wird alles abgesperrt.

Die ausgebrannte Ruine des Landhauses kurz vor dem Abbruch im Jahr 2007

Der Eigentümer möchte an seinem Vorhaben festhalten und die Villa auch nach dem Brand wieder aufbauen, doch kurze Zeit später verstirbt er 74jährig im Oktober 2007.


Nach kurzer Zeit ist von dem einst so stolzen Landhaus nur noch ein
3.000 Tonnen schwerer Haufen geschredderten Mauerwerks übrig

Heydan von Frankenberg, der die Ruine samt Park zusammen mit seiner Schwester von dem Verstorbenen erbt, lässt 2008 die Überreste des Hauses abtragen und das Areal aufräumen.

Im Jahr 2011 wurde das gesamte Grundstück des ehemaligen Gutes für 1 €/m², also für nicht einmal 70.000,- €, verkauft. Heute werden auf dem Grundstück Stroh- oder Heuballen gelagert - genau an der Stelle, an der sich einst das stolze Landhaus in den Himmel streckte.



Hinweisschilder warnen vor unbefugtem Betreten, daher sind wir nur einmal außen um das Grundstück herum gegangen. Wir konnten von den ehemaligen Gebäuden bis auf einen eingestürzten Schuppen und das Gebäude in der südlichen Grundstücksecke nichts erkennen. Auch von der Parkanlage - die auf der Denkmalliste des Landes Niedersachsen verzeichnet ist - keine Spur mehr. Ich bin mir sicher, dass hier in Zukunft nichts mehr an die ehemalige Pracht erinnern wird, was ich extrem bedauere. Einzig das imposante Haupttor steht noch wie eh und je an der Straße, die gewaltigen schmiedeeisernen Torbögen sind geschlossen und versperren den Weg ins ...Nichts.

Das imposante Tor am Haupteingang ist noch immer vorhanden,
der Weg dahinter führt jedoch ins Nichts
Die Mauer an der Straßenfront heute, dahinter das einzig noch erhaltene Gebäude

Die meisten dieser Informationen stammen aus der excellenten Broschüre "Schelploh", die es hier zu erlesen gibt. Weitere interessante Aufnahmen des Landhauses aus der Zeit nach dem verheerenden Brand findet man hier.
Außerdem existieren auf der Internetseite der Samtgemeinde Eschede noch Aufnahmen vom Tag des offenen Denkmals im Jahr 2008, als man noch einmal die Möglichkeit hatte, das Gelände zu erkunden.


Quelle, u. a.: Broschüre "Schelploh 1905-2008" mit Texten von B. Suberg und J. Gries; eigene Recherche; Cellesche Zeitung, bzw. wie angegeben

Dienstag, 5. Mai 2009

Gentzrode

Gentzrode ist ein Anwesen auf dem Stadtgebiet von Neuruppin in der Nähe der Kernstadt. Es wurde 1876/77 im maurischen Stil für Alexander Gentz erbaut.


1840 wurde das Wustrauer Luch erstanden und Gentzrode gegründet. 1855 erwarb der Tuchmacher, Kaufmann und Torfstichbesitzer Johann Christian Gentz die „Kahlen Berge“ nördlich der Kernstadt von Neuruppin. Dort baute er zusammen mit seinem Sohn Ludwig Alexander Gentz einen landwirtschaftlichen Musterbetrieb auf.
Der Kornspeicher in Gentzrode wurde 1861 nach Entwürfen von Carl von Diebitsch erbaut.
Nach dem Umzug der Familie auf das Gut plante Alexander Gentz eine komplette Umgestaltung: einen Park mit Schloss und ein Mausoleum.

Das Herrenhaus in Gentzrode wurde 1876/77 nach Entwürfen von Martin Gropius und Heino Schmieden im Stil des orientalisierenden Historismus erbaut. Der Park wurde von Gustav Meyer gestaltet. Dass die Baukosten die von Gentz veranschlagten erheblich überstiegen, trug schließlich zum Ruin der Firma Johann Christian Gentz bei. Sie ging 1880 in Konkurs.



1881-1934

Gentzrode wurde 1881 für rund 1/5 der Bausumme an die Herren Albert Ebell und Oberamtmann Troll verkauft, die aber wohl nie die Absicht hatten, das Gut längerfristig zu nutzen. Sie verkauften das Inventar und, nach nur zehn Monaten, im Juli 1882 auch das Gut selbst.
Neuer Eigentümer wurde A. Wernicke, Maschinenfabikant  (insbesondere für Zuckerfabriken ) aus Halle, der dort vermutlich Zuckerrüben anbauen wollte. Die schlechte Bodenqualität ließ ihn diesen Plan aber schnell aufgeben. Nach nur fünf Jahren tauschte er Gentzrode gegen das in Posen gelegene Gut Konooko ein.

Dadurch wurde Paul Hoepffner neuer Eigentümer, der es wiederum nach nur gut einem Jahr im Juni 1888 an den früheren bremischen Konsul in Argentinien, F. W. Nordenholz veräußerte.


1934 – heute

1934 kam das Gelände nunmehr in den Besitz der Deutschen Wehrmacht und wurde als Schießplatz und Munitionslager genutzt. 1945 übernahm es die Rote Armee, die diverse Gebäude hinzufügte und das Anwesen bis 1992 nutzte. Zwischen den (inzwischen denkmalgeschützten) Häusern entstanden ein Kino, zwei Plattenbauten, zwei Kasernen, ein Heizhaus, eine Kindertagesstätte, eine Sauna und ein Lebensmittelladen für bis zu 5.000 Menschen.

Nach dem Abzug der Roten Armee verfielen die Gebäude zunächst, bevor Hans-Werner Angendohr, Unternehmer aus Werder, die komplette Liegenschaft mit rund 500 Hektar Land kaufte. Den Plan, hier ein Hotel zu errichten, gaben Angendohr und sein Partner Gert Friedrich von Preußen aufgrund der Hoteldichte um Neuruppin jedoch wieder auf.



Es bestehen Planungen, das Gutshaus für Ausstellungen und Veranstaltungen zu nutzen und auf dem Gelände eine Ferienanlage zu errichten. Allerdings ist seit dem Erwerb im Jahr 2000 durch die Eigentümer keinerlei bauliche Erhaltungsmaßnahme vorgenommen worden, so dass die Gebäude sich in einem ruinösen Zustand befinden. Um das Baudenkmal vor dem vollständigen Verfall zu retten, wurde die Untere Denkmalschutzbehörde von Bürgern und Vereinen im Jahr 2008 aufgefordert, gemäß dem Brandenburgischen Denkmalschutzgesetz tätig zu werden.

[Quelle, u. a.: Wikipedia]

Montag, 4. Mai 2009

Spreepark Plänterwald

Der Spreepark Berlin war ein Vergnügungspark im Norden des Plänterwalds im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick. Er ist auch unter seinem früheren Namen Kulturpark Plänterwald bekannt.



Geschichte

1969 bis 1989 – Kulturpark Plänterwald

Der Vergnügungspark wurde zum 20. Geburtstag der DDR am 4. Oktober 1969 als Kulturpark Plänterwald auf einer Fläche von 29,5 Hektar eröffnet. Das Gelände liegt im Norden des Plänterwalds in direkter Nähe zur Spree. Er war der einzige ständige Vergnügungspark der DDR und nach der Wende auch der einzige Gesamt-Berlins. Im Gegensatz zu vielen westlichen Parks dieser Art, die oft als Themenpark mit perfekt in die Landschaft eingebetteten Fahrgeschäften gestaltet sind, war die Aufmachung dieses Freizeitparks einfacher gehalten. Einen sehr großen Teil der Anlage nahm eine Asphaltfläche ein, auf der Fahrgeschäfte und Buden, wie sie auch vom Rummel bzw. Kirmes bekannt sind, dauerhaft aufgestellt waren. Daneben gab es auch parkähnliche begrünte Flächen und feste Funktionsgebäude vornehmlich für Restaurants oder Sanitäranlagen. Eine besondere Attraktion war das Riesenrad, das noch 1989 erneuert wurde und mit 36 Gondeln 45 Meter in die Höhe ragt. Viele Jahre war es das Wahrzeichen der umliegenden Gegend und wurde dabei erst 1998 von den Treptowers der Allianz abgelöst. Zu DDR-Zeiten kamen bis zu 1,7 Millionen Besucher jährlich.



1990 bis 2001 – Spreepark Berlin

Der VEB Kulturpark Berlin wurde 1991 vom gemischten Magistrat Berlin abgewickelt. Von insgesamt sieben Bewerbern erhielt die Spreepark Berlin GmbH den Zuschlag. Die Senatsverwaltung hatte jedoch nicht die Hintergründe des Geschäftsführers der Spreepark GmbH, Norbert Witte (ein Enkel von Otto Witte), recherchiert. 1981 kollidierte auf dem Hamburger Rummel „Dom“ Wittes Teleskopkran mit dem Karussell „Skylab“ seiner Standnachbarin. Sieben Tote und 20 Verletzte waren die Folge. Daraufhin hatten deutsche Rummelplätze Witte wiederholt Stellplätze verweigert, bis er 1990 zwei Fahrgeschäfte im Berliner Kulturpark mietete.



Unter der Spreepark GmbH entstanden einige neue Attraktionen und es wurde eine Besucherzahl von 1,5 Millionen Menschen erreicht. Später wurde das Konzept geändert. Der Park wurde schrittweise zu einem Freizeitpark nach westlichem Vorbild umgestaltet. Von nun an wurde ein pauschaler Eintrittspreis (Erwachsene 29 DM, Kinder 27 DM) für den Zutritt und für alle Attraktionen erhoben, anstatt wie bisher an jedem Fahrgeschäft einen individuellen Preis zu kassieren. Die asphaltierte Fläche um das Riesenrad wurde aufgebrochen und in eine Wasserlandschaft umgewandelt. Auf den 21 Hektar, die der Park nutzte, wurden außerdem weitere Attraktionen, wie zum Beispiel Achterbahnen (davon eine mit Looping), zwei Wildwasserbahnen, eine Bühne für Shows, ein Westerndorf und ein englisches Dorf aufgebaut und in die Landschaft eingebettet.


1997 wurde zwischen der Spreepark GmbH und dem Land Berlin ein Erbbaurechtsvertrag abgeschlossen. Berlin bürgte mit einer Grundschuld von 20 Millionen Euro für Witte, die später noch einmal um 4,2 Millionen Euro erhöht wurde. Das Grundstück hatte 1997 einen Zeitwert von acht bis zehn Millionen Euro. Der Vermögensausschuss des Abgeordnetenhauses stimmte erst nach einem Gespräch zwischen dem CDU-Politiker Volker Liepelt und Witte dem umstrittenen Vertrag zu. 1999 war die Spreepark GmbH mit 51.000 DM Großspender bei der Berliner CDU.

Seit 1999 hatte der Park mit großen Schulden zu kämpfen. Der gestiegene pauschale Eintrittspreis von knapp 30 DM pro Person war ein belastender Faktor, der andere hat seinen Ursprung in der Politik: der Plänterwald wurde Landschaftsschutzgebiet, und somit fehlten auf einen Schlag die notwendigen Parkplätze. Hier liegen die Gründe für einen spürbaren Rückgang der Besucherzahlen; in der Saison 2001 kamen nur noch 400.000 Besucher. 2001 meldete die Spreepark GmbH & Co. KG schließlich Insolvenz an.



2002 bis heute

Am 18. Januar 2002 setzte sich Norbert Witte mit seiner Familie und seinen engsten Mitarbeitern nach Lima in Peru ab. Er verschiffte die sechs Attraktionen „Fliegender Teppich“, „Butterfly“, „Spider“, „Baby-Flug“, „Wild River“ und „Jet Star“ in 20 Schiffscontainern. Mitarbeiter ließen ihn gewähren. Sie glaubten, Norbert Witte baue die Fahrgeschäfte zu Reparaturzwecken ab.
Seit dem Jahr 2002 wurde der Park nicht mehr für Besucher geöffnet. Im August 2002 wurde der Park im Rahmen eines Insolvenzverfahrens abgewickelt. Es blieben Schulden in Höhe von 11 Millionen Euro übrig.


Seitdem verwahrlost das Gelände zusehends. Der Zaun um das Gelände löst sich langsam auf, und es entsteht ein wilder Abenteuerspielplatz auf den Ruinen des einstigen Vergnügungsparks. Das Riesenrad steht zwar noch auf dem Gelände und erinnert an die alten Zeiten, drehte sich aber bis zum heutigen Tage nicht mehr.
Norbert Witte scheiterte auch in Lima mit dem Versuch, einen „Lunapark“ zu betreiben. Am 19. Mai 2004 wurde Norbert Witte zu einer siebenjährigen Haftstrafe verurteilt. Er hatte versucht, im Mast des Fahrgeschäftes „Fliegender Teppich“ 167 kg Kokain von Peru nach Deutschland zu schmuggeln. Wittes Sohn, Marcel Witte, wurde im Oktober 2006 von einem peruanischen Gericht ebenfalls wegen des Drogenschmuggels zu einer 20-jährigen Haftstrafe verurteilt.


Zukunft des Spreeparks

Es gab Interessenten, die den Park übernehmen und weiter betreiben wollten. Die französische Firma Grévin & Cie plante, den Spreepark 2004 wieder zu eröffnen. In den drei Folgejahren sollten weitere Attraktionen entstehen. Die Planungen sahen die Errichtung eines traditionellen, europäischen Familienerlebnisparks vor. Die Fläche des neuen Parks sollte nur noch 15 Hektar betragen und weitere 4 bis 5 Hektar sollten für Parkplätze genutzt werden. Das Konzept des Pauschalpreises sollte aufgegeben werden.
Zu den Problemen bei dieser Planung gehörte die Tatsache, dass der Investor die Uferpromenade an der Spree mit einbeziehen wollte, die nie zum Gelände des Spreeparks gehörte. Der Bezirk weigerte sich, diese Flächen billig abzutreten, da dies sowohl das Gelände stark aufwerten würden, als auch die grüne Uferlinie zwischen Plänterwald und Treptower Park zerreißen würde. Auch im Jahre 2005 blieb daher das Gelände Teil eines großen Spekulationsgeschäftes, da weder eine Entwidmung des Baugrundstücks anstand, noch eine Notwendigkeit für den Grundstücksaufkäufer zum Betrieb bestand.
Des Weiteren wollte sich ein dänisches Unternehmen engagieren, das in Kopenhagen den Vergnügungspark Tivoli betreibt. Anfang Oktober 2005 zog dieses Unternehmen jedoch sein ursprüngliches Angebot zurück. Als Grund für die Entscheidung gab das Unternehmen die schlechte wirtschaftliche Lage in Deutschland an. Ein Problem seien auch die rund 23 verbliebenen Einwohner des ehemaligen Westerndorfes innerhalb des Parkgeländes. Ob man auf frühere Interessenten wie den französischen Freizeitparkbetreiber Grévin & Cie. zurückkommen werde, sei noch offen.


Im Dezember 2006 ist die Zukunft des Spreeparks noch immer ungewiss. Nach Angaben des Berliner Liegenschaftsfonds liegen keine neuen Angebote vor, die Deutsche Bank verzichte nicht auf ihre Forderungen und das Insolvenzverfahren dauere an. Auch verschlechtere sich der Zustand der Fahrgeschäfte zusehends und viele hätten nur noch Schrottwert.

[Quelle, u. a.: Wikipedia]