Das Celler St. Josef-Stift um die Jahrhundertwende |
Eigentlich sieht man es dem Gebäude gar nicht an, doch das alte Celler Krankenhaus „St. Josef-Stift“ am Bullenberg Nr. 10 ist ein Lostplace. Das Ende war schon länger in Sicht, doch mittlerweile ist es amtlich: der alte Gebäudekomplex wird abgerissen.
Das St. Josef-Stift im Jahr 2014 - links der Altbauteil (siehe Postkarte oben) |
Eröffnet wurde das St. Josef-Stift im Jahre 1893 als katholisches Stift. Aus der Geschichte des Krankenhauses konnte ich bislang leider nicht viel erfahren, eine Episode aus der unmittelbaren Nachkriegszeit jedoch erscheint mir erwähnenswert. In dem (englischsprachigen) Buch „John W. Thompson: Psychiatrist in the Shadow of the Holocaust“ von Paul Weindling heißt es an einer Stelle:
[...] Celle was the site of atrocities. The St. Josefs-Stift hospital there had an unsavoury reputation; many allied wounded and sick were found in a disgraceful condition. The Germans had denied them medical attention, and the only food which found its way there was such as those of the sick who could walk could carry to their less fortunate comrades. When the mother superior of the convent hospital was taken to task over the situation, she told the British senior medical officer of Celle that she was only there to look after Germans. [...]
Übersetzt heißt das in etwa, dass die im St. Josef-Stift untergebrachten kranken und verwundeten Alliierten sich selbst überlassen wurden und von den Deutschen weder medizinische Versorgung noch Nahrungsmittel erhielten. Die Verantwortliche rechtfertigte dies später damit, dass sie sich nur um die Deutschen zu kümmern hatte.
Dies ist sicher das dunkelste Kapitel in der Geschichte des St. Josef-Stifts. In der Nachkriegszeit wurde das Krankenhaus mindestens zwei Mal durch Anbauten erweitert. Eine Stellenanzeige aus dem Heft „Ernährungs-Umschau“ gibt Auskunft über das St. Josef-Stift im Jahre 2000:
[...] Wir sind ein Krankenhaus der Grundversorgung mit 198 Planbetten und führen die Fachabteilungen Innere Medizin (101 Betten), Chirurgie, Anästhesie sowie die Belegabteilungen Augenheilkunde und Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde. [...]
Doch bereits im Jahr 2005 macht die bedrohliche wirtschaftliche Situation des Stifts eine Fusion mit dem anderen großen Celler Krankenhaus, dem Allgemeinen Krankenhaus (AKH), notwendig. Am 19. September 2005 übernimmt das AKH das St. Josef-Stift als hundertprozentige Tochter. Und für das St. Josef-Stift geht es in den Folgejahren tatsächlich wieder aufwärts. So wird im Oktober 2007 das Zentrum für Altersmedizin und Frührehabilitation eröffnet. Im Jahr 2012 verfügt das St. Josef-Stift über 62 Betten, auf denen 2.856 Patienten versorgt werden.
Luftaufnahme des St Josef-Stifts |
Es sind wohl letztlich die weiten Wege zwischen den beiden Standorten des AKH bzw. St. Josef-Stifts, die dazu führen, dass die Abteilungen der Klinik am Bullenberg nach und nach ins AKH verlegt werden. Mit dem Umzug der Geriatrie ins AKH Anfang 2014 ist hier der Schlußpunkt gesetzt. Mit der letzten Abteilung hat auch der aus Holz geschitzte Schutzpatron, der Heilige Josef, nach 121 Jahren das Stift am Bullenberg verlassen und hat nun im AKH eine neue Heimat gefunden.
Der Altbauteil des St. Josef-Stift steht da schon längere Zeit leer, und der bevorstehende Abriss ist beschlossen. Der Neubauteil des St. Josef-Stifts wird erhalten bleiben, doch schon bald wird das alte katholische Stift in der Celler Innenstadt verschwunden sein.
Hier einige Impressionen des St. Josef-Stifts aus dem Juli 2014:
Blick auf den ältesten Teil des Stifts |
Versteckt an der Außenwand eine Heiligenfigur |
Eingangstür |
Anbau neueren Datums |
Dieser Parkplatz bleibt jetzt frei |
Gebäuderückseite |
Eingang zum Aufzug |
Der Heilige Josef? |
Wie lange wird sich dieser Anblick wohl noch bieten? |
Am 6. September berichtete die Cellesche Zeitung im Rahmen ihrer Serie „Alte Fotos erzählen“ ebenfalls über das St. Josef-Stift. Hier der entsprechende Artikel dazu:
Bericht aus der Celleschen Zeitung vom 6. Sept. 2014 |
Quellen: Artikel aus der Celleschen Zeitung vom 6. Juli 2014; Internetseiten www.wer-zu-wem.de, www.celleheute.de, www.celler-presse.de; andere Quellen wie angegeben.
Fotos: eigene (Juli 2014) bzw. wie angegeben.
Ich wurde dort mal stationiert gewesen, ich glaube 3 oder für 4 Tage. Meine Mandeln wurden da damals entfernt das war entweder 1994 1995 oder 1996 gewesen sein Ich war damals 4, 5 oder 6 Jahre alt gewesen. Ich glaube auf das Bild mit dem Haupteingang wenn man rein geht, und gleich rechts war damals ein kleiner Kiosk lade habe da damals einen comic Heft gekauft Ich denke das war mucke Maus Heft wo Donald dick zu sehen war auf den Cover. Hast du vielleicht Bilder von Innen des Josef-Stift würde mich sehr interessieren da ich damals stationiert gewesen war.
AntwortenLöschenIch habe im St Josef Stift habe ich meine 1 jährige Ausbildung gemacht .Das war 1990/1991 bei Schwester Rita Pagel gemacht. Es war eine schöne Zeit. Wir haben im Schwesternwohnheim direkt am KH ein Zimmer gehabt.
AntwortenLöschenIch habe 1990/1991 meine 1 jährige Ausbildung zum Krankenpflegehelfer im St Josef Stift bei Schwester Rita Pagel gemacht. Wir haben im Schwesternwohnheim direkt am KH gewohnt.Es war eine schöne Zeit . Einfach unvergessen.
AntwortenLöschenIch war von 1962 bis 1965 dort im Kinderheim, und habe an beide Häuser (Heim und Krankenhaus) nur schöne Erinnerungen. Schade das dass Haus nicht mehr da sein soll.
AntwortenLöschenIch war von 1962 bis 1965 dort im Kinderheim St. Josef Stift, und als Heimkind habe ich viel auf Station geholfen. Wir Durften Binden rollen, Essen reichen und Schnabeltassen anreichern. Ich habe nur schöne Erinnerungen an das Haus. Schade das es weg ist.
AntwortenLöschenIch wurde da 1989 geboren. Btw: Ein Abriss stand bzw. steht meines Wissens nach (zumindest 2023) nicht (mehr) nicht zur Debatte. Es wird als Gesundheitszentrum genutzt.
AntwortenLöschenMein guter Freund und ich - beide aus Engensen - haben 1987/1988 hier einen HEROINENTZUG versucht. unter den alkoholikern, damals, waren wir exoten. ca. 5 - 6 tage waren wir da. unten der kleine kiosk. im ersten stock im 12 mann zimmer. nachts stieg es dann auf 16 betten je nach notfälle. es war eine katastrophe ja fast schon ein trauma. dem behandelnden arzt mußten wir erklären was und wie er mit uns verfahren muss - medikamentös. in der mitte des ganges ein 5 x 2 meter raucherzimmer. und wenn man denn schon völlig entzügig sich aufgerafft hat und duschen wollte, mußte man morgens warten bis der bestatter die in der nacht verstorbenen abtransportiert hatte. dann hatte man dort zu duschen. was dementsprechend roch. but however durchgehen würde ich schon mal gerne. strange days
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