Montag, 14. November 2016

Transrapid-Versuchsanlage

Im Jahr 1980 wurde im Emsland mit dem Bau der Transrapid Versuchsanlage (TVE) begonnen. Der erste Streckenabschnitt mit einer Länge von 20,6 km wurde 1984 fertiggestellt und in Betrieb genommen. Drei Jahre später wurde die Strecke mit der Fertigstellung der Südschleife vollendet. Seitdem steht ein geschlossener Kurs von 31,5 km Länge zur Verfügung. Der Transrapid 06 erzielte darauf am 22. Januar 1988 einen Geschwindigkeitsrekord von 412,6 km/h. Am 10. Juni 1993 verbesserte der Transrapid 07 den Weltrekord auf 450 km/h unter normalen Betriebsbedingungen.
Soviel zu den Fakten, die aus der Szenario-Analyse „Der Transrapid im Verkehrsmarkt“ von Ralf Schellhase (Deutscher Universitäts-Verlag GmbH, Wiesbaden, 1998) stammen.


Infotafel am Parkplatz des Besucherzentrums in Lathen
Für diesen Transrapid ist in Lathen Endstation

Am 22. September 2006 kurz vor 10 Uhr morgens kam es auf der TVE bei Lathen zu einem schweren Unfall, als der Transrapid 08 auf einen auf der Strecke stehenden Werkstattwagen auffuhr. Bei dem Unglück starben 23 Menschen, 10 weitere wurden schwer verletzt. Dieses Unglück und die Tatsache, dass bis auf die Transrapidstrecke in Shanghai keine weitere kommerzielle Nutzung der Technologie zu verbuchen war, führten dazu, dass die TVE nach jahrelangem Hin und Her im Jahre 2011 schließlich stillgelegt wurde. Bis zu diesem Zeitpunkt waren laut Bundesverkehrsministerium rund 1,4 Mrd. Euro in die Förderung der Transrapidtechnologie geflossen.


Der Transrapid 06 auf der TVE (Postkartenmotiv)

Die Versuchsanlage war bis dahin mit etwa 1000 Besuchern täglich eine echte Attraktion. Eine Fahrt mit dem Transrapid dauerte zehn Minuten und kostete 18 Euro. Heute herrscht auf und rund um das Gelände der TVE Stille. An den umliegenden Straßen finden sich noch immer Hinweisschilder, die einen z. B. zum „Informationszentrum Dörpen“, zum „Besucherhügel“ oder zum „Besucherzentrum“ in Lathen führen. Wir waren im Mai 2016 vor Ort und haben uns dort einmal genauer umgesehen.


Der Infoturm in Dörpen heute

Das in der Nordschleife der Strecke gelegene „Informationszentrum Dörpen“ (auch Infoturm genannt) steht recht verlassen aber äußerlich kaum verändert an der Neudörpener Straße. Der Parkplatz vor dem Infoturm ist zwar verwaist, die Infotafeln auf dem Gelände geben aber zum Teil noch immer mit ihren Zahlen, Daten und Fakten Auskunft über den Transrapid. Der Zugang zum Gebäude ist verschlossen und einige der außen angebrachten Buchstaben fehlen inzwischen. Wenn man Fotos aus früheren Tagen betrachtet, fehlt heute das imposante vordere Segment eines Transrapids, das einst vor dem Gebäude aufgestellt war. Es muss irgendwann in den letzten Jahren demontiert worden sein.

Auf der Internetseite der Samtgemeinde Dörpen erfuhr man über den Infoturm folgendes:

Zusätzlich zum Film und Vortrag im Transrapid-Infoturm können Sie eine Streckenbesichtigung buchen: Entlang der Trasse zeigt Ihnen ein erfahrener Gästebetreuer die Böenmesswand zur Simulation von Tunneleinfahrten oder Gegenverkehr und die elektromagnetische Stahlbiegeweiche. Eine Besonderheit vor allem für Kinder und Gruppen: Das Transrapid-Diplom - Ihr Wissen und Geschick in puncto Schweben steht auf dem Prüfstand!

Der Eintrittspreis für Film & Vortrag betrug 2,- €, für Kinder 1,- €. Geöffnet war der Infoturm von April bis Oktober von Dienstag bis Sonntag 10-17 Uhr.

So sah es im Inneren des Infoturms aus.
Foto: Bernd Schindzielorz [Link zum Originalbild]
 


 





Blick vom Informationszentrum Dörpen in Richtung Lathen


Die folgende Fotomontage gibt einen Eindruck, wie es rund um den Infoturm früher einmal ausgesehen hat:


In unmittelbarer Nähe zum Infoturm verläuft die Versuchsstrecke mit ihren gewaltigen Betonstützen, deren Gründungspfeiler zum Teil bis 16 Meter in den Boden getrieben wurden. In nördlicher Richtung führt sie in die große Schleife, in südlicher Richtung verschwindet sie nach einigen Metern zwischen Bäumen. Wir fahren zunächst auf die Straße zurück und folgen dann der Ausschilderung zum „Besucherhügel“.
Dieser Aussichtspunkt ist inzwischen beträchtlich zugewachsen. Die Stufen, die den Hügel hinauf führen, sind abgesperrt. Trotzdem gehen wir hoch – wir wollen ja sehen, welchen Ausblick man auf die Strecke hat. Oben angelangt versperren jedoch Büsche und Bäume den Blick auf die Strecke. Hier ist leider so gut wie nichts mehr zu sehen.




Versperrter Aufgang zum Besucherhügel

Von hier aus ist die Strecke heute leider kaum noch zu sehen

Blick zum anderen Ende des Besucherhügels


Blick vom Parkplatz des Besucherhügels auf die Weiche der Nordschleife


Weiter geht unsere Tour dann auf der Straße direkt neben der Strecke. Nach einigen Minuten Fahrt kommen wir zu der Stelle, an der sich im September 2006 das schwere Unglück ereignet hat. Hier steht heute ein Schaukasten mit Bildern und Texten zum Andenken an die Opfer. Daneben befindet sich ein Holzkreuz mit einer Tafel, auf der die Namen der verunglückten Personen stehen. Wir mögen uns nicht ausmalen, wie es hier vor knapp 10 Jahren ausgesehen haben mag…

Hier geschah im September 2006 das schwere Unglück

Die Namen der Verstorbenen

Einige Meter von der Unglücksstelle entfernt liegt dieser kleine Bahnhof

Weiter Richtung Norden passieren wir einen kleinen Bahnsteig und nicht weit entfernt davon beginnt das Gelände des Besucherzentrums in Lathen. Optisch deutet erst einmal nichts darauf hin, dass hier seit Jahren Stillstand herrscht. Auf dem Gelände verteilen sich viele Hallen und Gebäude, und überall steht etwas herum. Auch das Besucherzentrum macht eigentlich nicht den Eindruck, dass hier schon lange keine Besucher mehr empfangen werden - sieht man einmal von wuchernden Sträuchern ab, die die Infotafeln inzwischen teilweise verdecken.


Blick auf das Gelände am Besucherzentrum in Lathen











Blick vom Besucherzentrum Lathen aus in Richtung der südlichen Trasse

Gedenkstein für die Opfer des Transrapid-Unglücks im Jahr 2006



Infotafel am Parkplatz vor dem Besucherzentrum in Lathen


Seit einigen Jahren ist vom Abriss bzw. „Rückbau“ der TVE die Rede, bislang hat sich diesbezüglich allerdings noch nichts getan. Am 25. Oktober 2016 wurde der letzte Transrapid von der VEBEG (Verwertungsgesellschaft des Bundes) zur Versteigerung angeboten. Hier der Infoflyer zur Versteigerung: www.vebeg.de. Ob dieser letzte Transrapid schließlich in ein Museum kommt oder ob er verschrottet wird bleibt abzuwarten.


Quellen: wie angegeben; Fotos: eigene (Mai 2016) bzw. wie angegeben. Vielen Dank an Bernd Schindzielorz für die Erlaubnis zur Verwendung seines Fotos vom Innenraum des Infoturms Dörpen.

1 Kommentar:

  1. Anscheinend will sich ein Verein gründen und das Besucherzentrum wieder aktivieren. Bei meinem Besuch vor einem Jahr bot sich ein tristes und trauriges Bild. Im Moment nicht als Ausflugsziel zu empfehlen.

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