Mittwoch, 23. Dezember 2009

Rodaborn - Deutschlands erste Autobahnraststätte


Die Gaststätte „Walderholungsheim Rodaborn“ bei Triptis, der „Vorläufer“ der Autobahnraststätte auf der Wittchensteiner Höhe, wurde in den 1920er Jahren errichtet. Seine Entstehung verdankte sie einer Wasseruntersuchung durch den Jenaer Professor Dr. Gärtner. Er untersuchte das Wasser der namensgebenden Quelle „Roda - Born“ und bescheinigte ihm eine Heilkraft "bei Gicht, Rheumatismus und Nierenleiden". Daraufhin gründeten 500 Bürger aus Triptis eine Genossenschaft, die das Walderholungsheim mitten im Wald errichteten und 1928 eröffneten.

Postkarte mit dem Kurhaus Rodaborn

Doch bald schon war es vorbei mit der Waldidylle. Am 19. Juli 1934 fand dort der erste Spatenstich für den Streckenabschnitt der Reichsautobahn zwischen Triptis und Eisenberg statt, es war der erste Bauabschnitt auf Thüringer Gebiet. Die "Geraer Zeitung" schrieb dazu:

"… Der erste Spatenstich für die Reichsautobahnen - Ministerpräsident Marschler und Innenminister Wächtler in Triptis. Alle Thüringer Behörden bei dem feierlichen Staatsakt vertreten … erster Bauabschnitt auf Thüringer Gebiet .. .bei Triptis, Wittchensteiner Höhe ... Bauabschnitt trägt die Los-Nr. 18 ... Bauabschnitt von Los-Nr. 18 endet in der Nähe von Bad Klosterlausnitz. In den Wäldern von Hermsdorf soll mit dem Fällen der Bäume (Aufhieb) in den nächsten Tagen begonnen und das Abschlußlos vergeben werden. Der gesamt Bauabschnitt bildet einen Teil der Nord-Süd-Linie, die von Berlin über Leipzig-Schkeuditz, Schleiz, Bayreuth und Nürnberg nach München führt …"

Die Raststätte Rodaborn an der Reichsautobahn Nord-Süd-Linie.
Diese und die folgenden Postkarten stammen aus den 1930er bzw. 1940er Jahren.


In dieser Zeit wurde mit dem Umbau der Gaststätte „Rodaborn“ zur Autobahn-Raststätte begonnen und Parkplätze auf beiden Seiten angelegt. Am 20. Dezember 1936 wurde sie als erste (Reichs-) Autobahnraststätte Deutschlands in Betrieb genommen. Dies erfolgte im Rahmen der Freigabe der Teilstrecke zwischen Eisenberg und Schleiz. Sie gehörte nicht zu den Reichsautobahn-Rastanlagen, die vom Unternehmen „Reichsautobahnen“ betrieben wurden, sondern erwies sich für die Genossenschaftler als eine wahre Goldgrube. Selbst mitten im Krieg, als fast alle jungen Männer an die Front mussten, sorgten zwei Kellner und ein Parkplatzwächter für reibungslosen Betrieb.

LKW auf dem Parkplatz der Raststätte...
...und hier ein Foto eines PKW auf dem Parkstreifen aus dem Jahr 1936

Um vom Parkplatz auf der gegenüberliegenden Seite gefahrlos zur Raststätte zu gelangen, baute man einen Holzsteg über die Fahrbahn. Die Frau des Bauern, der das Holz für die Brücke lieferte, hieß Erna. Der Steg erhielt deshalb den Namen „Ernasteg“.

Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Raststätte weiter bis 1959 durch die Genossenschaft betrieben. Anschließend ging sie in das Eigentum der Stadt Triptis über und wurde zunächst privat verpachtet. Als der Pächter in den Westen ging, übernahm die HO die Raststätte. Die Raststätte war beliebtes Ausflugsziel für die Triptiser und auch Hermsdorfer.

Diese und die folgende Postkarte zeigt die Raststätte Rodaborn in der DDR-Zeit

Auf der Rückseite der obigen Mehrbildpostkarte ist folgendes zu lesen:

"Lieber Werner und liebe Hedi! Wir sitzen an der Autobahn und schauen dem enormen Verkehr zu. Das Wetter hat heute gehalten, am Abend ist die Sonne noch gekommen. [...] Nun geht es wieder heimwärts. Herzliche Sonntagsgrüße, Vati und Mutti."

Ende der 1970er Jahren erfolgte die Schließung später die Wiedereröffnung durch die MITROPA als Transitraststätte. Nach der Wiedervereinigung führte die MITROPA AG die Raststätte weiter. Aus Rodaborn wurde eine ganz normale, wenn auch etwas altmodische Raststätte. Doch gerade das Rustikale wussten viele Gäste zu schätzen.

Am 30. Juni 2004 kaum im Zuge des sechsspurigen Ausbaus der A 9 das Aus. Der „Ernasteg“ wurde 2006 noch durch eine moderne Beton-Stahl-Konstruktion ersetzt. Alle Bemühungen zum Erhalt der Raststätte blieben aber erfolglos. Eine Wiedereröffnung ist gesetzlich auch kaum mehr möglich, weil mit Schließung 2004 die Konzession entzogen wurde.

Seither steht sie leer, die alten Parkplätze auf beiden Seiten wurden zurückgebaut, bzw. gingen durch die Autobahnverbreiterung verloren.

Pressemeldung vom 1. November 2008: Die ehemalige Autobahnraststätte „Rodaborn“ wurde verkauft. Das teilte die Bundesimmobilienverwaltung mit. Der Verkauf an einen Investor werde in den nächsten Tagen abgewickelt.

Ob aus der obigen Meldung nichts wurde, oder der Verkauf so lange dauerte kann nicht gesagt werden. Am 2. Mai 2009 erfolgte mehrfach die Rundfunkmeldung durch den MDR Thüringen, das die Raststätte verkauft wurde. Der neue Besitzer beabsichtigt dort eine Ausflugsgaststätte zu errichten. Die Nutzung als Autobahnraststätte sei "aus rechtlichen Gründen" nicht mehr möglich. Nach unseren Informationen ist es einer großen Kette von Raststättenbetreibern gelungen, der ältesten deutschen Raststätte die Konzession als solche zu entziehen und so einen Mitbewerber zwischen den Raststätten Rudolphstein und Hermsdorf auszuschalten.

Im August 2014 präsentiert sich die ehemalige Raststätte so

Wurstverkauf ist nur über den Zaun möglich...!
Aktuelles Luftbild

Quelle, u. a.: http://www.hermsdorf-regional.de/autobahn-rasthof/raststaetten/rodaborn/ 
Fotos: eigene (August 2014) bzw. wie gekennzeichnet

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen