Dienstag, 22. Dezember 2009

Die KdF-Stadt in Berlin

Anlässlich und nur für die Zeit der Olympischen Spiele 1936 wurde die „KdF-Stadt“ angelegt, die sich auf dem heutigen Messegelände an der Wandalenallee befand. In der aus Holzhäusern, in nur fünfwöchiger Bauzeit errichteten Siedlung wurden die zahlreichen Olympiagäste empfangen und erhielten günstige Unterbringungs- und Verpflegungsmöglichkeiten in unmittelbarer Nähe des Olympiastadions.

Im „Zentralblatt der Bauverwaltung“ vom 9. September 1936 findet man dazu:

Den Anstoß zum Bau der Anlage gaben die ausgezeichneten Erfahrungen, die mit der KdF-Festhalle in Garmisch-Partenkirchen anläßlich der Winterolympiade gemacht wurden. In Berlin war aber die Aufgabe natürlich viel größer. Auf besonderem Bahnsteig kamen täglich etwa 8.000 Urlauber am frühen Morgen in Berlin an. In der KdF-Stadt konnten sie sich waschen, Kaffee trinken oder sich sonst erfrischen...
Der Bauplatz, ein von der Heerstraße nach dem Ausstellungsgelände sich öffnendes bewaldetes Dreieck, erlaubte die Entwicklung der Hallen erst in einer Entfernung von 300 m von der großen Straße... An dieser Straße waren aufgereiht: Das Olympische Dorf, das Reichssportfeld, die KdF-Stadt, die Ausstellung Deutschland und im Stadtmittelpunkt der Festplatz im Lustgarten...

Die Verbindung der Bauten mit der großen Straße wurde durch einen leicht geschwungenen Wabdelgang hergestellt, dessen Rückwand mit Bildern aus der KdF-Arbeit geschmückt war. Am Endpunkt dieses Wandelganges lag der Haupteingang, der zunächst in einen Hof führte, an dem die Post, die Verwaltung, die Sanitätsstube und die Presse untergebracht waren. An der Seite des Hofes gegen den Wald stand das strohgedeckte Auskunftshäuschen.

Als erste der fünf Hallen schloß an diesen Hof die Rheinland-Halle. Es folgten dann die Hanseaten-, die Bayern-, die Saar-Pfalz- und endlich die große Berliner Halle. Dazwischen waren Höfe mit Sitzplätzen an Tischen und Tanzflächen eingeordnet...
Die vier kleineren Hallen, von denen jede ungefähr 1.000 Sitzplätze an Tischen bieten konnte, waren handwerklich in guter Zimmermannsarbeit ausgeführt. Innen waren die Giebelseiten mit Wandbildern geschmückt, die unmittelbar auf die rohen Bretter gemalt wurden...

Die große Halle mit 3.500 Sitzplätzen an Tischen und einer Firsthöhe von 28 m bekam als Schmuck an ihrer Giebelseite ein riesiges Hoheitszeichen aus Brettern, das nachts, wie auch die anderen geschmückten Giebel, durch Scheinwerfer angestrahlt wurde...

Mehr als Zierstück muß man den großen Fahnenturm ansprechen, der neben der großen Halle errichtet wurde. 320 Hakenkreuzfahnen, große Goldkugeln und Fichtenkränze schmückten den Turm. An seiner Spitze wehte die Flagge der Deutschen Arbeitsfront...
Endlich muß noch berichtet werden, daß im Wald unter den Bäumen ein Lichtspieltheater im Freien geschaffen wurde, in dem die gerade hergestellten Filme von den Kämpfen der Vortage auf dem Reichssportfeld gezeigt wurden...

Ein Teil der für die Olympiade errichteten hölzernen Ausstellungsbauten wurde nach Beendigung der Wettkämpfe nach Nürnberg verbracht und dort, auf dem heutigen Areal des 1. FC Nürnberg, wieder aufgebaut. In den Ausstellungshallen wurden während der Reichsparteitage regionale Produkte präsentiert sowie Freizeitveranstaltungen durchgeführt.

Die „KdF-Stadt“ brannte 1942 nach einem Bombenangriff ab.


Quelle, u. a.: Zentralblatt der Bauverwaltung vom 9. September 1936

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