Dienstag, 22. September 2009

Priwall - Die Jugendfreizeitstätte

Flyer der Jugendfreizeitstätte (vermutlich 1990er Jahre)

Die Jugendfreizeitstätte auf dem Priwall gibt es nicht mehr. Im September 2007 wurde sie geschlossen und im Februar 2008 begann der Abriss. Heute steht auf dem Gelände eine Siedlung mit Ferienhäusern im dänischen Stil. Nichts erinnert mehr an die lange Geschichte der Jugendfreizeitstätte.

1950 entstand die Jugendfreizeitstätte und bot zum Schluss mit dem Haupthaus, 46 soliden Holz-Blockhäusern und 51 Zelten ein großes und vielfältiges Angebot auf 20 ha Fläche.

Man trifft immer wieder Menschen die sich gern daran erinnern, irgendwann einmal eine Freizeit auf dem Priwall verbracht zu haben - zu denen gehöre ich übrigens auch. Diesen Menschen bleibt die Adresse "Mecklenburger Landstraße 69" in 23570 Lübeck-Travemünde sicher noch lange in guter Erinnerung, wie z.B. dem Verfasser des folgenden Berichtes:

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Die letzte Schulklasse: Jugendfreizeitstätte Priwall hat für immer geschlossen

Travemünde. Koffer und Reisetaschen stapeln sich im Eingangsbereich und blockieren die Türen. Es ist halb 10 Uhr morgens, aber der Reisebus kommt erst um 11. Die Lehrer der beiden 5. Klassen des Großhansdorfer Emil-von-Behring-Gymnasiums ziehen mit den lärmenden Schülern noch einmal an den Priwall-Strand, Völkerball spielen, die sollen sich austoben vor der Rückreise.

Es ist noch einmal alles wie immer in der Jugendfreizeitstätte auf dem Priwall. Wenn das Hämmern hinter dem Haus nicht wäre. Da steht Mitarbeiter Holger Blum mit Hammer und Brecheisen, nimmt mit zwei Freunden eine der Blockhütten auseinander. Die Hütte, in der unzählige Schulklassen und Wanderer übernachtet haben, wird bald als Gartenhaus in Dassow stehen. Fast alle Hütten sind verkauft, auch das Inventar, alles wird in den nächsten Wochen ausgeräumt und abtransportiert. Die Hütte war ein Schnäppchen für Blum. “Wäre mir lieber, wenn die noch stehen geblieben wäre”, sagt er. Die Jugendfreizeitstätte wird geschlossen. Die Stadt hat den Vertrag gekündigt, das Grundstück verkauft. Das Gebäude wird abgerissen. Bald sollen hier weitere Ferienhäuser nach Dänischem Vorbild entstehen. 58 Jahre bestand die Jugendherberge, war Anlaufstelle für Schulklassen und Wanderer. Ein seltsames Gefühl sei das in den letzten Tagen gewesen, wenn man so übers Gelände geht, sagt eine Mitarbeiterin und geht noch einmal über den weitläufigen Hof mit den beiden Bolzplätzen. Das haben Lehrer so geschätzt: Das großzügige Areal, auf dem sich die Schüler auch ohne größere Aufsicht austoben konnten. Und die Nähe zum Strand. Und die gute Verkehrsanbindung nach Lübeck, sagt Pächter Michael Lempe, der mit ein paar Mitarbeitern zusammensitzt. “Alle Lehrer haben gesagt, sie können es nicht verstehen”. 600 Betten, 16.000 Übernachtungen, 7 Arbeitsplätze. Die Mitarbeiter gehen im Oktober in Urlaub und danach zum Arbeitsamt. Einen neuen Job hat noch keiner. Die Saisonkräfte haben sich schon verabschiedet. Jetzt kommt der Bus und die Großhansdorfer Schüler greifen nach ihren Koffern. Sie haben den Windjammer Passat besichtigt, das Sea Life Aquarium in Timmendorf und sie haben eine Nachtwanderung am Strand gemacht. Die Ausstattung der Jugendherberge war spartanisch, aber gepflegt und sauber, sagt der Lehrer. Der Platz, den man hier hatte, ein Traum. Die nächste Klasse wird nach Timmendorf, Scharbeutz oder vielleicht auch an die Nordsee fahren.

Die Jugendfreizeitstätte stirbt langsam: Am 31. Oktober wird das Gas abgestellt, am 30. November der Strom. Am 31. Dezember läuft das Nutzungsrecht aus. Vorher will Michael Lempe keinen Abrissbagger aufs Gelände lassen. Wenige Minuten, nachdem die letzte Schulklasse abgereist ist, hängt ein weißes Schild in der Tür. “Geschlossen”. Und klein in Klammern darunter “Für immer”.

Einladung zum 50. Geburtstag der Jugendfreizeitstätte


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16 Kommentare:

  1. Auch ich (aus Celle) war 1963 dagewesen, kann mich noch gut an zerbombte maritime Anlagen in der Nachbarschaft erinnern, wir verstanden das alles gar nicht. War für die meisten von uns der erste Kontakt mit unserer kriegerischen Vergangenheit, zumal der im Fach Geschichte nie stattfand. Hat mich nachdenklich gemacht, zehre ich noch heute von. Danke

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  2. Hab dort 3 Jahre hintereinander (88-91) jeweils 3 Wochen mit einer Jugendfreizeitgruppe verbracht. War eine super schöne Zeit,an die ich mich immer wieder gerne erinnere. Hatten dort sehr viel Spaß und haben uns extrem wohl gefühlt.

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  3. Mein ersten Kontakt mit der See war auf den priwall und die deutsche Geschichte habe ich auf dem priwall das erste Mal begriffen. Denn während der nachtwarderung waren wir (sommer1991) die alte Grenze abgelaufen. Es war unvergesslich. Bin seit dem jedes Jahr dort, auch wenn sich seit dem viel verändert hat

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  4. In diesem Wäldchen Hab ich meine erste marlboro gepafft

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  5. Bin als Kind 1969, 70 und 71 da gewesen. War immer toll, wir waren damals noch in Zeltdörfern untergebracht! Es war jedenfalls eine tolle Erfahrung!

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  6. War von 1967 bis1974 jeden Sommer für 3 Wochen im Zelt untergebracht...die schönsten...aufregensten Wochen in meiner Jugend

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  7. Nachsatz....rot weiss Unna

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  8. Ich war als Kind 1980 3 Wochen im Zeltlager dort. Es war eine sehr schöne Erfahrung, Kinder von heut sind da meilenweit von weg.
    Schön war die Zeit ohne Spielkonsolen, Handys, Tablets oder ähnlichem

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  9. Ich war als Kind viele Jahre 3 Wochen im Jahr dort. 1979 das letzte Mal. Heute nach Jahrzehnten wieder dort gewesen. Ich wusste nicht das das Lager abgerissen wurde. Ich hatte eine echt schöne Zeit dort und tolle Erinnerungen.

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  10. Im Netz unter hystorie Priwall gibts noch schöne Artikel und Bilder

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  11. Ich war 3x dort (1981-1983) und werde die Zeit nicht vergessen. Wir (Sportverein aus Bielefeld) hatten viel Spaß mit anderen Gruppen aus dem Ruhrgebiet und als Neuankömmling gab es erst einmal die "Priwalldusche" :) Sehr schade, dass es die Einrichtung nicht mehr gibt!

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  12. Ich war 1981 mit 2 Freundinnen in der Freizeitstätte, wir hatten viel Spaß. Ich kann mich noch an eine Imbissbude erinnern, da hatten wir geholfen die Tische zu reinigen und.s.w. Zum Schluss hatte ich meine Rufnummer in die Toilettentür am Jugendhaus geritzt und es rief mich tatsächlich ein Koch aus der Jugendherberge an :-) Es entstand ein Briefwechsel und ich besuche noch oft die Insel , es sind nunmal schöne Erinnerungen.

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  13. Anfang der 90er zwei mal 3 Wochen von Südniedersachsen auf den Priwall! Ich habe es geliebt! In diesem Sommer (2023) war ich in Grömitz und wollte meiner Tochter das Feriencamp zeigen und ich war ein wenig geschockt. Absolut unverständlich, dass man dieses Angebot dem Erdboden gleichgemacht hat!

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  14. Ich war 1971 mit meiner Abschlussklasse dort. Wir hatten dort eine tolle Zeit. es war die beste Klassenfahrt meiner Schulzeit. Und nun? Eine Schande

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  15. Komme jedes Jahr für 5 Tage zurück in meine Erinnerung der Kindheit...Travemünde ist leider überwiegend Sehen und gesehen werden..(Hochpreisig)🥲Und jedes Jahr sag ich....na komm..1 x noch🥰

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